: Simpler Trick
Ungleicher Wettkampf zwischen Hund und Einbrecher im Kinderbuch „Bertie, der Wachhund“
... natürlich, die Moral von der Geschicht‘ ist ganz simpel: Wer schlau ist, setzt sich durch. Insofern bietet das Kinderbuch Bertie, der Wachhund also nichts Neues im Sammelsurium „pädagogisch wertvoller Bücher“, die so gern in Deutschland produziert werden.
Trotzdem birgt das von den Briten Rick Walton und Arthur Robins verfasste und gezeichnete Buch mehr als diese schlichte Moral – weil es nämlich die – britischen Büchern so oft eigene – Ironie transportiert. Dabei ahnt man zunächst nicht, dass der winzige Wachhund Bertie den riesigen Einbrecher überrumpeln wird, denn Bertie ist weder furchteinflößend noch brutal, sondern im Gegenteil ganz freundlich. Und selbstverständlich hat der Räuber, der eines Nachts auftaucht, keine Angst vor ihm. Gern lässt sich der Verbrecher zum Beispiel zum Wettbeißen und -rennen überreden, denn der Sieg ist ihm sicher. Bis die beiden dann in ein munteres Wettbellen verfallen – und man ahnt es schon: Der Dieb kann natürlich viel lauter – jedenfalls, bis die Polizei gefahren kommt. An die Außenwirkung des Lärms hat er gar nicht gedacht...
In Schwarzweiß-Malerei verfällt das Buch dabei an keiner Stelle – schon deshalb nicht, weil der Einbrecher sehr menschlich – mit verstärktem Ehrgeiz – reagiert, als der kleine Konkurrent ihn zu immer neuen Höchstleistungen anspornt. Ist doch irgendwie beruhigend, dass auch der Räuber nicht so richtig böse ist. PS
Rich Walton/Arthur Robins: Bertie, der Wachhund. Hamburg: Carlsen-Verlag, 2003; 52 S., 11,50 Euro