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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Daniel Biesold, La Grand Durée, bei momentum, Sa. 11–15 Uhr, bis 23. November, Margaretenstraße 10 (Eröffnung der Galerie: Mittwoch, 27. August, 19 Uhr)

Ganz tief im Westen, am Halensee, eröffnet heute Rilana Vorderwülbecke ihre Galerie momentum. Zunächst nicht der erwartete Ort für eine Galerie, die sich ganz dezidiert auf junge Kunst spezialisieren möchte, zumal das Argument, im Westen exklusiver zu sein als in Mitte, zwar richtig ist, aber kontraintuitiv wirkt. Kommt junge Kunst nicht im Kontext anderer junger Kunst besser zur Geltung? Rilana Vorderwülbecke, die von 1999 bis 2001 Teilhaberin bei Volker Diehl war, hatte zuvor in Boston und Manchester Bildhauerei, Kunstgeschichte und Kunsthandel studiert. Ihre Kontakte in den angelsächsischen Raum sollen einen Schwerpunkt ihrer Galeriearbeit bilden. Schon die zweite Ausstellung wird junge Fotografen aus den USA vorstellen.

Die Eröffnungsausstellung aber gehört dem in Berlin lebenden Künstler Daniel Biesold. Unter dem Titel „La Grand Durée“, den er sich vom Philosophen Henri Bergson entlieh, zeigt Biesold Malerei, die den Malprozess bewusst negiert. Nur am Rand seiner hochglänzenden Tafeln sind noch die Pinselspuren als solche zu entdecken. Sonst aber explodiert in der Tiefe der schwarz glänzenden Tafeln Blau als kosmischer Wirbel und Weiß blitzt wie fernes Sternenlicht auf, während wenige orange glühende Punkte nahe der Oberfläche zu driften scheinen. Der gebürtige Leipziger (*1964), der in in den 80er-Jahren in Hamburg studierte, malt technisch traditionell mit Pigmenten und klassischen Lasuren, freilich bringt er bis zu 20 Schichten auf, bis die Leinwand spiegelt. Und auch der Computer ist im Spiel, denn ein Gemälde wie „time“ oder „die eigene geschichte“, eine große dreiteilige Bodenarbeit, inkorporiert tatsächlich eine vom Computer gelieferte historische Sternenkonstellation. Biesolds elegante Abstraktionen berichten also durchaus von realen Geschehnissen – eben rein malerisch.