: Verschlusssache Semesterticket
Der VBB rückt bei Verhandlungen nicht von seinem Angebot ab: Berliner Studierende sollen mehr zahlen
Vielleicht ist das Verhalten des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) demnächst verständlicher. Gegenwärtig ist es kaum zu verstehen, warum Berliner Studierende für ihr Semesterticket mehr bezahlen sollen als ihre Potsdamer KommilitonInnen. Und das für wesentlich weniger Leistung. Während Potsdamer Studis für 119 Euro in ganz Berlin und Brandenburg herumfahren dürfen, sollen Berliner nur für die Tarifbereiche A, B und C in der Stadt 141 Euro zahlen (die taz berichtete). Doch jetzt will der VBB unter Umständen endlich das Gutachten veröffentlichen, das seiner Preisberechnung zugrunde liegt.
Grundlage für den Vorschlag des VBB ist ein Gutachten, das bisher unter Verschluss gehalten wurde. Student Hartig sagt: „Für uns gab es keine Möglichkeit, das seriös nachzurechnen.“ Man habe das Gutachten zwar unter Aufsicht einsehen können, sich aber keine Kopien zur intensiveren Untersuchung machen dürfen. Gestern dann lenkte der VBB ein: „Wir haben nichts gegen eine Veröffentlichung“, sagte Sprecherin Brigitta Köttel. Allerdings „unter Vorbehalt“: Erst müssten die Verkehrsbetriebe (BVG, S-Bahn usw.) zustimmen.
Bei Verhandlungen zwischen StudentenvertreterInnen und VBB wurde gestern schnell klar: Der Verkehrsverbund rückt nicht von seiner Position in puncto Preisgestaltung ab. Das Angebot von 141 Euro ist nicht verhandelbar. VBB-Sprecherin Brigitta Köttel sagte: „Die Tarifgenehmigungsbehörde hat das Angebot genehmigt.“ Wenn die Studenten bei ihrer Ablehnung blieben, gebe es ab dem Sommersemester 2005 kein Semesterticket mehr.
Die Studenten von HU und FU hatten das Angebot des VBB bei Urabstimmungen im Juni abgelehnt und einen Vorschlag von 118,50 Euro gemacht. Der Studentenvertreter der HU, Peter Hartig, kritisiert den VBB: „Das ist die Verhandlungsweise eines Monopolisten.“
Die TU entscheidet sich erst im Oktober. Der VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz hat gestern angeboten, die Preise dann persönlich dem Studentenparlament zu erläutern.
Die Studentenvertreterin Nicole Eschner von der FU begrüßt, dass der VBB die Berechnungsgrundlage für den Ticketpreis erläutern will. Wenn diese nachvollziehbar sei, könnten die Studenten über ihr weiteres Vorgehen entscheiden. Ihr Kommilitone Hartig von der HU bezweifelt, ob eine neue Urabstimmung Sinn mache. Schließlich seien 141 Euro schon einmal abgelehnt worden. OLIVER TRENKAMP