: Bewerbungen, trotz Klüngel stets vergebens
taz geht wählen (4) - die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: In Köln ist alles anders
Köln?
Mit ihren 1.020.000 Einwohnern ist Köln die einzige Millionen-Stadt zwischen Rhein und Weser – und hält sich auch ansonsten für etwas ganz Besonderes. Deswegen bewirbt sich die Rhein-Metropole auch immer für alles: als Kulturhauptstadt, Wissenschaftshauptstadt, für Olympia. Stets vergebens. Die Bewerbung für den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ steht allerdings noch aus.
Wer hat was zu verlieren?
Die CDU bangt um ihren Platz an der Stadtratssonne. In den vergangenen fünf Jahren konnte sie sich den passenden Koalitionspartner aussuchen. Zuerst war es die FDP. Doch boten die Unter-Fünf-Prozent-Liberalen zu wenige Mandate, um Heckenschützen in den eigenen Reihen Paroli bieten zu können. Schwarz-Gelb verlor wichtige Abstimmungen. Deswegen entschieden sich die Christdemokraten im Februar 2002 für eine stabile Mehrheit – also eine Koalition mit den Grünen.
Die jedoch gehen selbstbewusst und ohne Koalitionsaussage in den Wahlkampf. Glaubt man den letzten Umfragen, goutieren die Kölnerinnen und Kölner die grüne Offenheit: Die Partei liegt mit 24 Prozent um ganze 8,2 Prozentpunkte besser als 1999 – und auch noch zwei Prozentpunkte vor der SPD, denen ein historisches Tief droht. Da auch der Union ein Stimmenrückgang auf knapp unter 40 Prozent prognostiziert wird, könnten es tatsächlich diesmal die Grünen sein, die sich einen Partner aussuchen können.
Wer regiert im Rathaus?
Fritz Schramma war Oberbürgermeister, ist Oberbürgermeister - und wird Oberbürgermeister bleiben. Denn als er im September 2000 zum Nachfolger des überraschend verstorbenen 169-Tage-OBs Harry Blum gewählt wurde, profitierte der Christdemokrat von einer besonderen Regelung in der Gemeindeordnung: Er wurde nicht nur für die laufende, sondern auch gleich für die kommende Legislaturperiode mit gewählt, sprich: für neun Jahre.
Wer will da rein?
Nachdem bei der Kommunalwahl 1999 die Vorherrschaft der Genossen in der Domstadt nach 43 Jahren im Affärensumpf versank, würde der 30-jährige Jochen Ott gerne wieder an die lange Tradition sozialdemokratischer Oberbürgermeister anknüpfen. Doch auf seine Chance wird der jüngste SPD-Unterbezirksvorsitzende der Welt noch bis 2009 warten müssen.
Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?
Das beste Unterhaltungsprogramm bietet derzeit die CDU: Sie übt sich in der Kunst der öffentlichen Selbstzerfleischung. Außerdem zieht sie mit einem „quasi Spitzenkandidaten“ in den Wahlkampf. Zu dem hat Unions-Parteichef Walter Reinarz nämlich Fritz Schramma gekürt. Der steht aber nicht zur Wahl.
Und wer hat die schönsten Wahlplakate?
Köln muss sparen. Das haben die hiesigen Parteien offensichtlich derartig verinnerlicht, dass sie bislang noch keine Wahlplakate aufgehängt haben. Kommt aber bestimmt irgendwann noch.
Die taz-Prognose:
Köln bleibt Schwarz-Grün – wenn sich die Christdemokraten nicht zu dämlich anstellen.PASCAL BEUCKER