Unbewaffnete Knöllchen

Polizei rüstet auf: Angestellte Hilfspolizisten werden mit Pistolen ausgestattet. Gewerkschaft warnt vor Risiken bei Aufgabenerweiterung für „Billig-Polizisten“

Wegen zunehmender Personalnot geht Polizeipräsident Werner Jantosch offenkundig einen gefährlichen Weg: Per vorläufiger Dienstanweisung hat Jantosch angeordnet, dass die rund 260 so genannten „AiPs“ (Angestellte im Polizeidienst) bei der Hamburger Polizei bei Einsätzen – außer beim Knöllchenverteilen – mit Schusswaffen ausgerüstet werden. „Es ist nur eine Frage Zeit, bis da etwas Schlimmes passiert“, warnen Insider.

Auf der Homepage der Hamburger Polizei wird der AiP als einfacher Job für jeden angepriesen. Zum Beispiel für Angelika B. Die 42-Jährige hatte zunächst im Einzelhandel gearbeitet. Da der Job unsicher war, „habe ich eine neue berufliche Chance auf einen veranwortungsvollen und sicheren Arbeitsplatz bekommen“, wirbt sie. Die AiPs sind ursprünglich zur Entlastung der Polizeibeamten im Verkehrsdienst eingesetzt worden, für die Jagd auf Parksünder oder bei verkehrsregelnden Maßnahmen. Entsprechend kurz ist auch die Einweisung von nur vier Monaten.

Wegen der Personalengpässe im Vollzugsdienst sind den AiPs immer mehr Aufgaben übertragen worden. Nach den Attentaten des 11. September, als der Objektschutz weiter ausgedehnt wurde, hat der AiP-Wachdienst zum Teil auch die Sicherung „anschlagsrelevanter Objekte“ wie von Konsulaten übernommen. In nur zehn Tagen Kurzausbildung bekamen die AiPs eine Einweisung im Umgang mit Schnellfeuergewehren.

Nun plant Jantosch offenbar, die Einsatzbereiche weiter auszudehnen. Das befürchtet zumindest die Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Das kann nicht sein, dass sie in Aufgabengebieten eingesetzt werden, für die man langzeitausgebildete Beamte braucht“, warnt auch GdP-Vizechef Peter Leiste: „Wir wollen keine Billigpolizei.“ Damit würde man auch diesen Mitarbeitern nichts Gutes tun: „Die können schnell in eine Situation hineinkommen“, befürchtet Leiste. „der sie mit ihrer Light-Ausbildung nicht gewachsen sind.“

KAI VON APPEN