: Durchhaltevermögen
Heroinambulanz zieht nach einem Jahr positive Zwischenbilanz: Probanden-Plätze fast alle belegt
Nach einem Jahr Arbeit haben die BetreiberInnen der Heroinambulanz am Högerdamm gestern eine positive Bilanz gezogen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Projektleiterin Karin Bonorden-Kleij. Nach einer zähen Anlaufphase seien inzwischen fast alle der insgesamt 460 Probanden-Plätze belegt.
Sollte der Modellversuch tatsächlich zur Zulassung von Heroin als Medikament führen, sagte der ärztliche Geschäftsführer Klaus Behrendt, würde dadurch ein „suchttherapeutisches Tabu“ gebrochen. Schon dass Junkies für die Studie Heroin von ÄrztInnen bekommen können, sei beachtlich. Behrendt erinnerte daran, dass noch 1990 in Düsseldorf ein Arzt zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden ist, weil er Süchtige mit Methadon substituiert hatte.
Michael Krausz, Direktor des Zentrums für interdisziplinäre Suchtforschung der Uni, hob hervor, dass die Quote der AbbrecherInnen im Pilotprojekt erstaunlich gering sei. In den sieben Städten, in denen der Modellversuch läuft, würden rund 90 Prozent der Junkies das Programm durchhalten, das neben dem Drogenkonsum auch die regelmäßige Teilnahme an therapeutischen Angeboten verlangt. Und das, obwohl viele der TeilnehmerInnen zuvor nicht einmal in der Lage gewesen seien, auch nur einen Termin am Tag wahrzunehmen. Zum Vergleich: Die Substitution mit Methadon brechen 50-60 Prozent ab.
Rund fünf bis sieben Euro kostet das Heroin pro Patient und Tag. Nach zunächst drei Konsumeinheiten täglich brauchen die meisten Junkies nach wenigen Wochen nur noch zwei Mal zum Högerdamm zu kommen. Durchgängig berichten die PatientInnen laut Projektleiterin Bonorden-Kleij, dass sie durch die Teilnehme an der Studie in ein „zeitliches und inhaltliches Loch“ fallen: War der Tag zuvor durch das Beschaffen von Geld und Heroin geprägt, muss jetzt erst eine neue Beschäftigung gefunden werden. Im Gegenzug aber, stellte Bonorden-Kleij fest, „verbessert sich der Allgemeinzustand der Studienteilnehmer signifikant“. ELKE SPANNER