piwik no script img

Archiv-Artikel

Rote Hand wird ausgeschlagen

NRW-Gruppen von „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ halten wenig von Kooperation mit der PDS. Linksverein-Mitglieder im Westen fürchten Vorurteile gegen die SED-Nachfolgepartei

VON MARTIN TEIGELER

Vertreter der „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ (WASG) lehnen die ausgestreckte Hand der PDS ab. Viele Mitglieder des Linksvereins wollen nicht mit der sozialistischen Partei kooperieren – auch eine gemeinsame Liste zur NRW-Landtagswahl ist unbeliebt. „Eine Kooperation ist kein Thema, wir wollen die Wahlalternative als eigenständige Kraft aufbauen“, sagt Günter Blocks von der WASG-Gruppe Mülheim-Essen-Oberhausen. „Das wäre schädlich für uns“, sagt Hans-Joachim Eugster, Wahlalternativer aus dem Hochsauerlandkreis.

Der NRW-PDS-Vorsitzende Paul Schäfer hatte sich am Wochenende für eine Kooperation mit der WASG ausgesprochen. Auch eine gemeinsame Liste zur NRW-Landtagswahl 2005 sei denkbar. PDS-Vordenker André Brie hatte angeboten, Landeslisten der PDS im Osten für Funktionsträger der neuen Linkspartei zu öffnen, wenn diese im Gegenzug PDS-Kandidaten im Westen bei sich mitmachen lasse.

Bei der Wahlalternative, die erst zur Jahreswende 2004/05 als Partei gegründet werden soll, sieht man die Annäherungsversuche skeptisch. „Die PDS fängt an, uns ernst zu nehmen“, sagt Günter Blocks. Doch die Wahlalternative sollte ihren Aufbau eigenständig vorantreiben. „Laut Umfragen liegen wir bei elf Prozent“, setzt Blocks auf die Unabhängigkeit des Linksvereins. Rechtzeitig vor anstehenden Wahlen könne man dann über Bündnisstrategien diskutieren.

„Wir brauchen eigenständige Strukturen und eigene Wahllisten“, schließt Ingo Meyer von der Dortmunder WASG-Gruppe eine organisatorische Zusammenarbeit mit der SED-Nachfolgepartei aus. Die PDS sei im Westen gescheitert und suche jetzt offenbar Anschluss. „Eine Kooperation hätte schon deshalb negative Auswirkungen, weil die PDS in der alten Bundesrepublik auf große Vorbehalte stößt“, so Meyer. Nur ein neues, linkes Projekt könne zum Erfolg werden.

„Damit würden wir uns viele Sympathisanten vergraulen“, glaubt Hans-Joachim Eugster, Sprecher der WASG-Filiale im Hochsauerlandkreis. „Aus der Historie heraus ist die PDS im Westen nicht regierungsfähig“, sagt Eugster und: „Man darf nicht zu links sein.“ Differenzierter sieht es Joga Twickel von der Wahlalternative in Hagen. Er kann sich eine Kooperation prinzipiell vorstellen, sieht aber auch Differenzen zwischen PDS und WASG: „So kann ich mich der PDS-Forderung nach einer grundsätzlichen Abschaffung des Militärs nicht anschließen.“

Auffällig viele WASG-Lokalsprecher wollen sich gar nicht erst zur PDS äußern. „Das ist für mich kein Thema“, so mehrere Aktive gleichlautend auf taz-Anfrage. Morgen treffen sich die NRW-Koordinatoren der Wahlalternative, um über die PDS-Avancen zu sprechen. Das Thema ist für das heterogene Linksbündnis auch in Nordrhein-Westfalen schwierig. Der Berliner Landesverband ist wegen der PDS-Debatte bereits zerstritten.