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Archiv-Artikel

Gesungene Zeitung

Die „Vokalartisten“ wollen ein neues Genre kreieren: das „Newsdinner“. Musik meets Aktuelles meets Kulinarik

Schlagzeilen und Schlager entsprechen sich öfter, als man glaubt. Trotzdem werden die „Vokalartisten“ spontan sein müssen

„Ich fahr’ mit meiner Klara in die Sahara, zu den wilden Tieren. Denn mir wird immer klarer, ich muss die Klara irgendwie verlieren.“ Schlagzeilen entsprechen manchmal auf unerwartete Weise alten Schlagern. Darf man sowas singen und gleichzeitig auf entführte Touristen verweisen?

„Makaber, witzig und anspruchsvoll sind wir schon immer gewesen“, sagt Ulrich Möllmann, Sprecher der 15-köpfigen SängerInnentruppe „Die Vokalartisten“, die solche Crossover jetzt auf die Bühne bringen will.

Denn: Singen tun viele, viele auch gut – da muss man sich irgendwie abheben. Die „Vokalartisten“ suchen ihr Heil schon eine ganze Weile im Essen, will heißen: in der Kombination von Musik und Menue. Jetzt wollen sie sich auch der Tagesaktualität stellen.

Für das „Newsdinner“-Konzept, bei dem abwechselnd Zeitung gelesen, gegessen und gesungen wird, haben sie im Beginenhof kulinarische Partner gefunden. Carmen und Lutz Klose betreiben dort seit einem knappen Jahr das „Domizil“.

Dort soll in einer Woche Premiere sein: Aus ihrem siebeneinhalbstündigen Repertoire haben die „Vokalartisten“ die pressetauglichsten Songs ausgesucht. Zum Beispiel „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ (das passe immer gut als FDP-Hommage) oder „Männer sind alle Verbrecher“ und „Money Money“.

Auch auf vom Publikum genannte Schlagzeilen wolle man musikalisch adäquat reagieren, stellt Möllmann in Aussicht. Im Zweifel muss der Conferencier für elegante Übergänge sorgen, auch für die zwischen den vier Gängen des Menüs und den musikalischen Verabreichungen.

Der Sound der „Vokalartisten“ habe sich, dank der eigenen Arrangements, zwischen Comedian Harmonists, Beatles und Humphrey’s eingepegelt, sagt Möllmann. Und sei so speziell wie die neue Verbindung zwischen Zeitungs- und Gesangskultur.

Um die moralische, akustische und kulinarische Akzeptanz des neuen Konzepts macht er sich keine Sorgen – im Gegenteil. So zuversichtlich wie pragmatisch meint er: „Das wird bestimmt kopiert.“ Zunächst aber wird probiert. taz

Karten für die „Newsdinner“-Premiere am 5. September im „Domizil“ können unter ☎ (0421) 30 38 958 oder ☎ (0421) 55 900 557 bestellt werden.