Extrasitzung für Ex-Intendant

Medienpolitik wird in Brandenburg nicht ernst genommen? – Denkste!: Für Hans Jürgen Rosenbauer, den Ex-Intendanten des ORB, machte der Postdamer Landtag gestern sogar Überstunden. Weil Rosenbauer in der 80. ordentlichen Sitzung der Volksvertreter bei der Wahl zum Medienrat durchfiel, wurde nach Beratung der Fraktionen kurzerhand die 81. Sitzung gleich hinterhergeschoben. Und hier lief alles glatt: Der ehemals öffentlich-rechtliche Senderchef sitzt demnächst als einer der drei Brandenburger Vertreter im siebenköpfigen Medienrat, dem obersten Gremium der für Lizensierung und Aufsicht des privaten Rundfunks zuständigen Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Die drei anderen werden vom Berliner Abgeordnetenhaus bestimmt, den Vorsitzenden müssen beide Parlamente bestätigen. Nicht ganz unerheblich für das doch noch erfolgreiche Abschneiden des auf SPD-Vorschlag angetretenen Kandidaten: Während bei der ersten Wahl geheim abgestimmt wurde, fand die zweite Wahl offen statt, da nur noch Rosenbauer antrat. Resultat: Gegen ihn stimmte jetzt nur noch die DVU. Als neue Medienräte bereits in erster Sitzung mit Zweidrittelmehrheit gewählt wurden der ehemalige Chef derFilmstudios Babelsberg, Friedrich-Carl Wachs, und der Rechtsanwalt Frank Dahrendorf. Als Vorsitzender wurde der ehemalige Verfassungsgerichtspräsident Ernst Benda wiedergewählt. Ein Fragezeichen hängt noch über Rosenbauer: Er berät seine derzeit Quasinachfolgerin, RBB-Intendantin Dagmar Reim. Mit der vorgeschriebenen Unabhängigkeit eines Medienrats dürfte das nicht eben leicht zu vereinbaren sein. STG