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Archiv-Artikel

Mittlere Reife auf der Fahd-Akademie

Bezirksregierung stoppt Genehmigung von Schulabschlüssen der Bonner Akademie. Ende der Schule „rückt näher“

BONN taz ■ Die Kultusministerkonferenz (KMK) machte es möglich: In Bonn konnten Schüler mit marginalen Deutschkenntnissen, aber reichlichem islamistischen Wissen einen dem Haupt- oder Realschulabschluss gleichgesetzten Abschluss machen. Die Voraussetzung: Sie gingen zur saudischen König-Fahd-Akademie. Jetzt drängt die Bezirksregierung Köln auf eine Änderung dieser Praxis. Die Behörde hat vorerst die Genehmigung von Anträgen auf Gleichstellung eines Akademie-Abschlusses mit einem deutschen Abschluss ausgesetzt, so Sprecherin Katja Pustowka zur taz.

Die 1995 in Bonn-Lannesdorf eröffnete Akademie wurde im vergangenen Schuljahr von rund 440 Schülern besucht, darunter etwa 200 mit deutschem Pass. Die von Saudi-Arabien finanzierte Schule mit angeschlossener Moschee, die 2003 als ein Anziehungspunkt für Islamisten in die Schlagzeilen geriet, unterliegt als ausländische Schule nicht der deutschen Schulaufsicht. Unterrichtet wird nach saudischem Lehrplan und vorwiegend in arabisch. Eine Untersuchung des Landesinstituts für Schule hat laut NRW-Schulministerin Ute Schäfer (SPD) ergeben, dass die verwendeten Lehrbücher „eine fundamentalistische Weltsicht, die auf der wahhabitischen Auslegung des Koran beruht“, vermitteln. Die Untersuchung wurde an die KMK weitergeleitet.

Gegenüber dem Bonner Generalanzeiger betonte der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters (SPD), es sei „überhaupt nicht tolerabel, wenn eine Schule, die in Deutschland existiert, eine feindselige Haltung gegenüber Nichtmuslimen einnimmt und entsprechende Inhalte an Kinder vermittelt werden“. Besonders betroffen mache ihn „der Antisemitismus, der klar zum Vorschein kommt.“

Das Ende der Schule „rückt näher“, sagte Roters. Bereits im September würden merklich weniger Schüler zur Fahd-Akademie gehen, da bereits jetzt die Ausnahmegenehmigungen für die meisten Kinder im Grundschulalter aufgehoben seien. Gleiches gelte auch für die Schüler der Klassen 5 bis 7.

Der Regierungspräsident hatte die Einrichtung bereits 2003 schließen wollen, sich aber in letzter Minute nach Gesprächen mit der saudischen Botschaft und „diplomatischem Druck“ anders entschieden. Laut Roters habe sich jedoch inzwischen die Einschätzung des Auswärtigen Amtes über die Sicherheitslage im Falle einer Schließung „offenbar geändert“. Roters: „Wir haben eine Schließung weiterhin im Auge.“ PASCAL BEUCKER