Musical-Theater nun staatlich

Die Hamburger Stage Holding will das unternehmerische Risiko des Musical-Theaters am Richtweg nicht übernehmen. Nun trägt es eine staatliche Gesellschaft

Bremen taz ■ Die Stage Holding wird das Bremer Musical-Theater nicht ab dem Jahre 2005 in eigener Regie übernehmen. Hintergrund sei ein „Strategiewechsel“, bestätigte Stephan Jaeckel, der Referent der Geschäftsleitung des großen Hamburger Musical-Veranstalters, gegenüber der taz. Die Stage-Holding, die acht eigene Häuser mit „en suite“-Produktionen betreibt, wolle weitere Spielstätten nur zeitweise anmieten und nicht selbst die Programm-Verantwortung übernehmen. In diesem Rahmen habe Stage durchaus Interesse an dem Bremer Musical-Theater – natürlich nur mit Titeln, die „lange nicht mehr in Hamburg waren“ und den eigenen Häusern keine Konkurrenz machten. Nun muss die staatliche Hanseatische Veranstaltungs-GmbH (HVG) das Musical-Theater über den 31. Dezember 2004 hinaus wie die Stadthalle und die Messehallen selbst betreiben.

Nach Bremen kommen will die Stage Holding etwa mit „Cats“. Seit 1996 ist das Stück nicht mehr in Hamburg gelaufen. Seit dem Mai läuft es in Düsseldorf, wurde jetzt bis Dezember verlängert. Danach gibt es ein „Zwischenspiel“, meinte Jaeckel, danach käme Bremen in Betracht. Wann genau, sei noch nicht klar.

Die Stücke, die die Bremer HVG für Bremen bis Ende dieses Jahres unter Vertrag genommen hat, haben kürzere Laufzeiten. Im September kommt für zwölf Tage der Bernstein-Klassiker West Side Story, im November für eine Woche Maurice Ravels Meisterwerk Bolero (in einer Inszenierung des Ballet Teatro Español von Rafael Aguilar) und dann von Ende November bis Jahresende das Kult-Musical Evita von Sir Andrew Lloyd Webber.

Nach dem Rückzieher aus Hamburg müssen die HVG-Mitarbeiter jetzt alle Anfragen für 2005, die bisher – im Hinblick auf den großen Vertrag mit der Stage Holding – vertröstet worden waren, durchforsten. Neues Personal für die zusätzliche Aufgabe sei bisher nicht eingeplant, sagte HVG-Sprecher Torsten Haar. Ziel sei erst einmal, die laufenden Kosten des Theaters am Richtweg über die Vermietung hereinzubekommen. Falls es Überschüsse gebe, könne die HVG damit die Zinsen für den Umbau-Kredit – bis zum Jahre 2018 zahlt Bremen jedes Jahr 2,26 Millionen Euro für den Baukredit – reduzieren. Vor dem Umbau war davon geredet worden, dass die Finanzierung des Umbaus und der Betrieb des Musicals die Sache privater Unternehmer sei.

Klaus Möhle, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen, ist nach der Absage des privaten Betreibers skeptisch, ob der staatliche Musical-Betrieb funktionieren wird. „Entweder gibt es einen Markt für das Musicaltheater und private Veranstalter, die dort Geld verdienen wollen, oder nicht. Nach der Absage der Stage Holding sieht es eher nach letzterem aus“, so Möhle: „Auf keinen Fall darf Bremen gegen einen nicht vorhandenen Markt ansubventionieren!“

Die nassforsche Ankündigung der HVG, mit ihr als Betreiber werde das Musicaltheater „funktionieren“, wertet Möhle als Pfeifen im Walde: „Diese Schönrednerei der Marke ‚Glaube, Liebe, Hoffnung‘ ist unerträglich. Es wird Zeit, dass die Musical-Verantwortlichen auf dem Boden der Tatsachen ankommen. Die unsäglichen Verträge, die Bremen im Zusammenhang mit der Immobilie am Richtweg abgeschlossen hat, kommen die Steuerzahler teuer zu stehen.“ kawe