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Archiv-Artikel

lehrergehälter Neidisch? Nur auf Zöllner!

Gar nicht so leicht, eine klare Position zu der derzeit laufenden Debatte über Lehrergehälter zu finden. Als Mutter eines Schulkindes wünsche ich mir zufriedene, anständig bezahlte Pädagogen. Als Berlinerin finde ich, wir könnten hier eigentlich alle ein bisschen mehr verdienen. Und als taz-Redakteurin klingeln mir bei den Einstiegsgehältern für JunglehrerInnen (Berufseinsteiger, 33 Jahre, verheiratet, 1 Kind: brutto 2.627 Euro) die Ohren. Aber nur kein Neid!

KOMMENTAR VON ALKE WIERTH

Ähnlich schwer scheint es für die zuständige Gewerkschaft GEW zu sein, eine Haltung zu entwickeln. Begrüßt sie Zöllners Regelung, stößt sie die altgedienten PädagogInnen vor den Kopf, die von ihr nicht mehr profitieren. Lehnt sie sie ab, wird sie sich zukünftig vorhalten lassen müssen, sie sei mit schuld daran, wenn Junglehrer abwandern.

Denn das zu verhindern, das sei hier mal kurz in Erinnerung gerufen, darum ging es dem Schulsenator ja vor allem mit seinem Gehaltserhöhungscoup. Er wollte ja gar nicht allen mehr geben. Sondern genau den jungen Nachwuchskräften etwas bieten, auf die Berlin sonst verzichten muss. Wie wirksam und geschickt er ganz genau das wieder hingekriegt hat, das verdient schon ein bisschen Neid.

Wenig zu beneiden ist allerdings die GEW. Dass ältere LehrerInnen nun klagen, darf die Arbeitnehmervertreter nicht kaltlassen. Laut mit den jüngeren freuen dürfen sie sich nicht. Dass sie nun zwar mit Kritik, aber ohne eigene Vorschläge aufwarteten, überrascht deshalb nicht. Es gebe ja auch keine Verhandlungen, begründet GEW-Chefin Seggelke das: Niemand im Senat könne bald das Wort Lehrer noch hören, habe Zöllner gesagt.

Mag das wohl mittlerweile ganz still manchem GEWler ebenso gehen? Ganz zart sah man die Gewerkschafterin Seggelke zusammenzucken, als eine der bei der Pressekonferenz anwesenden LehrerInnen deren Einstiegsgehälter mit denen „ungelernter Hilfskräfte“ gleichsetzte. Da könnte man ja doch fast ein wenig Neid entwickeln: Viel Erfahrung mit der harten Seite des Lebens hat diese Lehrerin offenbar nicht.