: Die GEW disst Jürgen Zöllner
Die von Bildungssenator Zöllner (SPD) verkündete satte Gehaltsanhebung für Lehrer ist eine Luftblase, meint die Bildungsgewerkschaft GEW. Zudem sei völlig unklar, wer davon profitiert. Bildungsverwaltung widerspricht vehement
Klar habe er mit seiner Frau auf die Gehaltserhöhung angestoßen, sagt Hendrick Schneider, Junglehrer an einer Neuköllner Gesamtschule. Auf der Pressekonferenz der GEW am Dienstag repräsentiert er die Lehrer, die von der von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) vor einer Woche angekündigten Lohnerhöhung profitiert. Bis zu 1.200 Euro brutto würden angestellte Lehrkräfte künftig mehr verdienen, hatte der Senator gesagt: eine Anhebung von über 40 Prozent. Für Schneider trifft das zu: Er springt von Gehaltsstufe 1 gleich vier Stufen höher. Das sei natürlich „ein Jackpot“, so Schneider, andererseits: „Ich bin jetzt in der höchsten Gehaltsstufe, die ich in Berlin erreichen kann.“ Als Berufseinsteiger fehle ihm damit die Entwicklungsperspektive.
Anderen PädagogInnen, die die GEW auf ihrer Pressekonferenz präsentiert, fehlt nicht nur die Perspektive. Die von Ver.di im Herbst erstreikten 65 Euro mehr für alle Angestellten im öffentlichen Dienst sei für sie „die erste Gehaltserhöhung seit 2001“, sagt etwa die Berufsschullehrerin Ingeborg Kodalle-Masson. Und es wird die letzte sein. Von Zöllners spektakulärer Gehaltserhöhung hat die erfahrene Lehrerin, die bald in Rente geht und daher schon in der höchsten Gehaltsstufe ist, nichts mehr.
„Bewusste Irreführung der Bevölkerung“ nennt Rosemarie Seggelke, Vorsitzende der GEW Berlin, Zöllners Maßnahme deshalb: „Und die Bevölkerung hat es auch geglaubt!“ Zöllner habe eine „Neiddebatte“ ausgelöst, unter der die Lehrer zu leiden hätten. Dabei kommen laut GEW nur maximal 1.000 der etwa 6.000 angestellten Pädagoginnen in den Genuss der höchsten Stufe der Erhöhung.
Jens Stiller, Sprecher des Bildungssenators, widerspricht. Exakt 2.713 der angestellten LehrerInnen seien bislang nicht in Gehaltsstufe 5: „Die bekommen jetzt alle mehr“, so Stiller. Zwar gelte eine ab Februar wirksame Gehaltserhöhung tatsächlich nur für seit August 2008 Eingestellte, für die vor einer Woche verkündete Gehaltserhöhung gelte das aber nicht: „Wir wollen, dass ab August 2009 alle angestellten Lehrer, für die die Voraussetzungen gelten, Gehalt nach Stufe 5 bekommen“, so Stiller. Zu den noch zu klärenden Voraussetzungen gehöre etwa die Frage, ob es sich um Lehrer mit voller Lehrbefähigung, also durchlaufenem Referendariat, handele oder um sogenannte Quereinsteiger. Doch auch da sei die Haltung der Bildungsverwaltung klar, so Stiller: „Wir gehen davon aus: Lehrkräfte sind die, die unterrichten.“ ALKE WIERTH