Azubi-Statistik noch in Arbeit

Zu Beginn des Ausbildungsjahres sind 13.565 Jugendliche im Ruhrgebiet ohne Lehrstelle. Doch auch Ausgebildete finden keinen Job: 27.000 Revierbewohner zwischen 20 und 25 Jahren sind arbeitslos

VON NATALIE WIESMANN

Für die Jugend im Ruhrgebiet sieht die berufliche Zukunft schlecht aus: Zu Beginn des Ausbildungsjahrs fehlen im Revier noch fast 9.000 Lehrstellen, beweisen die neuesten Zahlen der NRW-Regionaldirektion der Agentur für Arbeit. 13.565 Jugendliche waren nicht vermittelt, 4.755 Ausbildungsstellen noch unbesetzt.

Ungebrochen ist trotz dieser Zahlen der Optimismus bei der SPD: Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Horst Vöge, geht weiter davon aus, dass „jeder Ausbildungswillige im Revier eine Chance auf einen Ausbildungsplatz bekommt.“ Abrechnungstag sei nicht heute, sondern der 30. September. Wenn dann immer noch Plätze fehlten, würde das Land mit Gewerkschaften und bereits ausbildenden Betrieben bei anderen Unternehmen für mehr Lehrstellen werben.

Auch NRW-Wirtschafts- und Arbeitsminister Harald Schartau (SPD) ist überzeugt, dass die Lücke bei der Lehrstellen noch zu schließen ist. Auf den Ausbildungskonsens in NRW lässt er nichts kommen. Die Betriebe müssten sich noch einmal „kräftig ins Zeug legen“ und Plätze schaffen, so Schartau. Das Land habe sich beim Bund mit voller Überzeugung für die freiwillige Lösung des Ausbildungspakts stark gemacht. „Jetzt müssen alle Beteiligten beweisen, dass sie es ernst meinen“, sagt er.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Gerhard Papke, nennt die neuen Zahlen der Arbeitsagentur „alarmierend“. Zu Beginn der Wahlperiode habe der damalige Ministerpräsident Clement noch erklärt, Jugendarbeitslosigkeit im Land zu einem Fremdwort zu machen. „Anspruch und Realität klaffen hier weit auseinander“, sagt Papke. Gerade im Ruhrgebiet würden permanent mittelständische Betriebe pleite machen. „Nur bessere Investitionsbedingungen führen dazu, dass Betriebe ausbilden“, ist er sich sicher.

Für die jungen RevierbewohnerInnen, die eine Ausbildung hinter sich haben, sieht die Job-Lage auch nicht besser aus: Über 27.000 Jugendliche zwischen 20 und 25 Jahren haben keinen Job. Die Zahlen seien jedoch saisonbedingt zu sehen, sagt die Leiterin der Regionaldirektion NRW, Christiane Schönefeld. Im Vergleich zum Juli vergangenen Jahres sei der Anteil der Jugendarbeitslosigkeit sogar leicht gesunken. Viele hätten vor den Sommerferien ihre Ausbildung und andere Maßnahmen beendet. Schönefeld erwartet einen zügigen Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit im Herbst.

Mehr Sorgen mache der stetige Anstieg der Langzeitarbeitslosen-Zahlen, so die Leiterin der Regionaldirektion. 135.597 Menschen im Ruhrgebiet sind bereits länger als ein Jahr ohne Job. Das bedeutet eine Steigerung von 1,6 Prozent zum vergangenen Monat und fast 11 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. „Langzeitarbeitslosigkeit ist kein saisonbedingtes, sondern ein strukturelles Problem“, so die Arbeitsmarktexpertin. Doch auch unter den Langzeitarbeitslosen ist mindestens jeder Vierte unter 25 Jahren, bestätigt ihr Sprecher Werner Marquis.