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Archiv-Artikel

Anklagen wegen vorsätzlicher Tötung

In Paraguay wird der Besitzer des abgebrannten Einkaufszentrums verhaftet. Die Zahl der Toten steigt weiter an

ASUNCION afp ■ Wegen der Brandkatastrophe in einem Einkaufszentrum in Asunción mit mindestens 372 Toten müssen sich der Eigentümer und fünf weitere Menschen vor Gericht verantworten. Ein Strafrichter ordnete am Dienstag Haftbefehl wegen vorsätzlicher Tötung gegen Juan Pío Paiva an, den Eigentümer des Einkaufszentrums in der paraguayischen Hauptstadt. Er soll für die Schließung des Zentrums verantwortlich sein, derentwegen am Sonntag dutzende Menschen in den Flammen eingeschlossen wurden und qualvoll starben.

Der Strafrichter ordnete zudem die Beschlagnahmung von Pavias Vermögen in Höhe von umgerechnet rund 8,3 Millionen Euro an. Auch gegen Paivas Sohn Daniel und drei private Wachleute wurden Haftbefehle erlassen. Daniel Paiva hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Schließung der Anlage angeordnet, um die Besucher daran zu hinden, das Einkaufszentrum, ohne zu zahlen, zu verlassen. Über den Geschäftsführer Humberto Casaccia wurde wegen unterlassener Hilfeleistung Hausarrest verhängt. Er soll geflohen sein, statt zu helfen.

Paiva beteuerte, er habe die Schließung der Eingangstüren nicht angeordnet. Laut Staatsanwaltschaft gibt es jedoch „ausreichende Hinweise“, dass die Verantwortlichen des Einkaufszentrums die Schließung veranlasst hatten. Augenzeugen hatten berichtet, die Eingangstüren seien auf Anordnung von Daniel Paiva geschlossen worden. Ein Kommandant der freiwilligen Feuerwehr sagte, der erste Feuerwehrmann am Unglücksort sei von den Wachleuten mit Schüssen empfangen worden.

Über die Zahl der Todesopfer herrschte noch Unklarheit. Während Rettungskräfte von bis zu 450 Toten sprachen, gab Innenminister Orlando Fiorotto an, es seien mindestens 372. Mindestens 323 seien identifiziert worden. Die Brandursache war weiter unklar. Die Feuerwehr geht davon aus, dass die Katastrophe durch die Explosion eines Propangastanks in einem Lokal ausgelöst wurde. Auch ein Anschlag wurde nicht ausgeschlossen.