: Omas kleine Helfer bleiben steuerfrei
Vor allem Senioren und kinderlose Paare lassen hierzulande für sich schwarzarbeiten
BERLIN ap ■ Je mehr Kinder, desto weniger Haushaltshilfen. Dafür haben alleinstehende Senioren und Pflegebedürftige den größten Hilfebedarf. So lässt sich der Trend einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) beschreiben, die am Dienstag in Berlin vorgelegt wurde. Grundsätzlich gilt aber, dass 4,5 Millionen Haushalte derzeit eine Haushaltshilfe beschäftigen, 95 Prozent davon schwarz. Kaum jemand schere sich um die Illegalität. Derzeit würden etwa 8,83 Euro pro Stunde gezahlt.
50 Prozent dieser Haushalte werden laut Studie von Alleinstehenden geführt. Allein 38 Prozentpunkte davon entfallen auf über 60-Jährige einschließlich der Pflegebedürftigen, die damit die bundesweit größte Gruppe der Nachfrager nach Haushaltshilfen sind. Fast 1,7 Millionen der über 60-jährigen Alleinstehenden beschäftigen demnach eine Haushaltshilfe. Derzeit liegt ihr Anteil an den Gesamthaushalten in Deutschland dagegen bei 18 Prozent.
Die zweitgrößte Gruppe der Nachfrager nach haushaltsnahen Dienstleistungen sind mit einem Anteil von 28 Prozent Paare ohne Kinder, oft Doppelverdiener. Damit gönne sich jeder zehnte dieser Haushalte eine Putz-, Einkaufs- oder Bügelhilfe oder anderweitige Unterstützung.
Die Spitzenposition dieser beiden Gruppen erläutert das IW mit dem Hinweis, dass Haushaltshilfen im Grunde Luxus seien: Wer gut verdiene, leiste sie sich. Wer alleine und gebrechlich sei, nehme sie notgedrungen in Kauf, um die Selbstbestimmung über sein Leben zu behalten. Abgeschlagen auf dem dritten Platz mit rund 18 Prozent folgt die Gruppe der Paare mit Kindern.
Weitere drei Prozent der Nachfrager werden unter „sonstige Haushaltsformen“ geführt. Nur ein Prozent der Alleinerziehenden beschäftigt Haushaltshilfen. Putzhilfen, Hausaufgabenbetreuung, Chauffeursdienste und Gartenarbeit machen laut Studie rund 16 Prozent der Schwarzarbeit aus, deren Löwenanteil mit 19 Prozent nach wie vor auf Handwerksleistungen rund um den Hausbau liegt.
Nach einer aktuellen IW-Umfrage sagten acht von zehn Deutschen, dass sie kein schlechtes Gewissen haben, Schwarzarbeiter zu beschäftigen oder schwarzzuarbeiten. Als Gründe würden Überlastung in Haushalt oder Job, aber auch häufig die Pflege von Angehörigen aufgeführt. Haushalte mit Pflegebedürftigen beschäftigten deshalb dreimal so häufig eine Haushaltshilfe wie die übrigen.
Laut IW würden mehrere hunderttausend Jobs aus diesem Teil der Schattenwirtschaft geholt, wenn die Bundesbürger sich klar machten, dass Ehrlichkeit nach mehreren Arbeitsreformen nicht viel teurer als Schwarzarbeit sei. Auf jeden Fall entfalle das Risiko empfindlicher Strafen. Laut DGB kostet Schwarzarbeit 1,5 Millionen reguläre Jobs.