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Archiv-Artikel

Teures Öl soll auch den Strompreis treiben

Nicht nur Benzin und Heizöl werden teurer. Erdgas hängt ebenfalls am Ölpreis. Und damit auch die Stromkosten, sagen die Konzerne. Verbraucherschützer sind allerdings skeptisch. Die Rekordjagd beim Öl geht unterdessen munter weiter

BERLIN taz ■ Die Verbraucher werden die hohen Ölpreise an vielen Stellen ihres Budgets zu spüren bekommen. Neben den direkt mit Rohöl in Verbindung stehenden Produkten wie Sprit und Heizöl kündigten die Versorger auch höhere Preise für Erdgas und Strom an. Während die Erhöhung bei Erdgas wegen der vereinbarten Kopplung an den Ölpreis als nachvollziehbar gilt, sorgt die angekündigte Strompreiserhöhung für Unverständnis bei Verbraucherschützern

Auch wenn der Beschaffungspreis für Öl und Gas etwas höher werde, müsse sich das angesichts der Gewinne der Stromkonzerne nicht auf den Strompreis niederschlagen, sagt Thorsten Kasper, Energieexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen der taz. Er vermutet eine Strategie der Konzerne, die Strompreise zu erhöhen, bevor 2005 der Regulierer für den Energiemarkt voll einsatzfähig ist.

Ende Juli hatte hatte der Versorger Vattenfall angekündigt, seine Tarife im Sommer um 20 Prozent anheben zu wollen. Begründet wurde dies mit Mehrkosten durch den Ökostrom. Gestern erklärte Johannes Teyssen, Vorstandschef von Eon Energie der Zeit, dass der Gaspreis dem Ölpreis folgen werde. Auch der Verband der Elektrizitätswirtschaft rechnet mit steigenden Energiepreisen. Vor allem bei Versorgern mit einem hohen Anteil von Gaskraftwerken könne sich die aktuelle Entwicklung bemerkbar machen.

Gegenwärtig stammen rund zehn Prozent des deutschen Stroms aus Gaskraftwerken, der Rest überwiegend aus der Kohleverstromung. Öl wird bei der Stromerzeugung nur zur Anschubfeuerung oder bei Spitzenleistungen eingesetzt, reine Ölkraftwerke gibt es kaum. Insofern hat der Rohölpreis direkt keine gravierenden Auswirkungen auf die Erzeugungskosten. Allerdings ist der Erdgaspreis aufgrund von Lieferverträgen mit sechsmonatiger Verzögerung an den Erdölpreis gebunden. Damit sollen die Wettbewerbsbedingungen für beide Energieträger aneinander angeglichen werden. Für dieses Jahr seien Preiserhöhungen absehbar, hieß es beim Branchenverband BGW. Der Berliner Versorger Gasag denkt aktuell über eine Preiserhöhung um vier bis sieben Prozent nach.

Unterdessen setzte sich gestern die Rekordjagd beim Ölpreis fort. Sowohl die in London gehandelte Nordsee-Sorte Brent (40,80 US-Dollar) wie auch die New Yorker Sorte Light Sweet Crude (44,28 US-Dollar) stiegen auf neue Rekordstände. Auch der Preis für Opec-Öl erreichte mit 39,33 US-Dollar ein Allzeithoch.

STEPHAN KOSCH