: Geigen im Brachland
„Tune IV“ als musikalischer Rundgang durch die Hafencity: Willem Schulz‘ Stücke beleben Leerräume
Viel ist schon diskutiert worden über den kulturellen Mehrwert der Hafencity. Als „kritische Auseinandersetzung mit der Stadtplanung“ verstand daher das Büro über NormalNull einen Rundgang durch das (Noch)-Brachland am Wochenende. Tune IV – Musikalische Land Art lautet der Name des Projekts; die Akteure: Komponist Willem Schulz sowie das Erste Improvisierende Streichorchester.
Beginn des Rundgangs: Vor dem Kesselhaus. Passanten bleiben stehen, leise hört man ein Akkordeon spielen und sieht von Ferne eine Tänzerin im roten Kleid. Wer einen Flyer ergattert hat, liest: „Die Musikalische LandArt belebt Leerräume mit imaginierten Szenarien, sie erinnert an Vergangenes des Ortes oder visioniert Zukünftiges.“
Doch wie kann Musik den Ort ihrer Aufführung spiegeln? Ändert sich der Charakter der Musik mit dem der Architektur? Wen diese Fragen interessieren, folgt dem Fähnchen von Willem Schulz, der – wie schon 2002 – durch das Areal geleitet. Hier begegnet man den MusikerInnen, die an rund 20 „musikalisch inspirierenden Orten“ platziert sind. Zwar wirkt es experimentell, wenn die Cellisten vor dem Kaispeicher A mit dem Stachel ihres Instruments über den Asphalt schaben, während sie – Planeten gleich – den Kontrabass umrunden.
Fernweh allerdings würde in diesem von Weite geprägten Brachland auch ohne die irischen Geigen-Melodien am Elbufer entstehen. Was bleibt, sind Momentaufnahmen, die über eine bloße Anregung zur Reflexion nicht hinausgehen. GASZ