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Archiv-Artikel

Afrika will in Darfur eingreifen

Afrikanische Union plant „so viele Truppen wie möglich“ für Einsatz in Sudans Krisenregion.Ruanda und Nigeria sagen je 1.000 Mann zu. In der Hauptstadt Khartum wächst die Spannung

BERLIN/KHARTUM taz ■ Erstmals hat die Afrikanische Union (AU) die Entsendung einer schlagkräftigen Eingreiftruppe in Sudans Krisenregion Darfur in Aussicht gestellt. AU-Sprecher Adam Thiam sagte gestern, die Organisation berate mit Nigeria und Ruanda über eine Entsendung von 2.000 Soldaten. Auch Tansania denke über die Entsendung von Soldaten nach, Ägypten über zusätzliche Beobachter. „Wir gehen in Richtung einer Friedensmission“, sagte Thiam. „Wir wollen so viele Truppen wie möglich schicken.“ Der US-Kongress habe angeboten, den Transport zu übernehmen.

Die AU hat derzeit rund 120 Militärbeobachter in Darfur. Zu ihrem Schutz sollen in den nächsten Tagen und Wochen rund 300 Soldaten aus Ruanda und Nigeria landen.

Durch den immer stärkeren internationalen Druck wird auch die Lage in Khartum zusehends angespannter. „Nieder mit den USA! Nieder mit Großbritannien!“, skandierten hunderte regierungstreue Demonstranten gestern im Zentrum der sudanesischen Hauptstadt, umringt von zahlreichen Schaulustigen. Die Proteste verliefen gewaltfrei, vor dem UN-Komplex wurden dennoch Polizeiposten aufgezogen.

Die USA und Großbritannien gelten als Befürworter eines militärischen Eingreifens in Darfur, weil Sudans Regierung ihrer Meinung nach ihre eigenen Zusagen bricht, die Milizen aus Darfur abzuziehen, die dort über eine Million Menschen vertrieben haben. Nach US-Angaben sind allein seit der Vereinbarung vom 3. Juli zwischen Sudans Regierung und der UNO zum Abzug der Milizen 11.000 Menschen in Darfur getötet worden.

Bei den Hilfsorganisationen hält man sich bezüglich der Lage in Darfur zunehmend bedeckt. „Unsere Mission ist es, Menschenleben zu retten. Wir können die dazu notwendige Kooperation mit der Regierung nicht gefährden“, lauten einhellig die Erklärungen. Das UN-Welternährungsprogramm WFP versorgt derzeit in Darfur 840.000 Binnenflüchtlinge in 119 Camps. Zu 18 weiteren Lagern haben Helfer keinen Zutritt. Nach WFP-Angaben sind von den 195 Millionen Dollar, die für die Hilfe in Darfur nötig sind, bisher nur 78 Millionen von Geberländern gespendet worden. 46 Millionen davon kamen aus den USA, 1,5 Millionen aus Deutschland.

DOMINIC JOHNSON

TOM SPIELBUECHLER

ausland SEITE 9