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Archiv-Artikel

Die Gallier schäumen

Mitten in den Sommerferien erreicht Norddeutschlands Franzosen die Nachricht, dass für sie künftig die Botschaft in Berlin zuständig ist – nicht mehr das Hamburger Konsulat

bremen taz ■ Der Franzose Jean Poirot bekommt nicht oft Post vom französischen Konsulat aus Hamburg – aber den letzten Brief hat er zerrissen. Aus dem Schreiben nämlich ging hervor, dass ab dem 9. August nicht mehr das Generalkonsulat in Hamburg für ihn zuständig ist – sondern, mon dieu!, die französische Vertretung in Berlin. Das aber geht dem Gallier buchstäblich zu weit: 350 Kilometer fahren für eine Passverlängerung hält er nun wirklich für indiskutabel. Landsleute halten diese Nachricht mitten in den Sommerferien für ein abgekartetes Spiel, das Proteste verhindere.

Betroffen sind rund 15.000 Franzosen in Schleswig-Holstein, Bremen, Niedersachsen und Hamburg – sowie möglicherweise vier Konsulatsmitarbeiter, die ihre Stelle verlieren.

„Das Konsulat in Hamburg wird sich in Zukunft auf die politische Vertretung konzentrieren“, bestätigt Konsulin Caroline Krajka. „Es handelt sich nicht nur um eine Sparmaßnahme, sondern auch um eine Modernisierung“, erklärt sie. Hamburg sei nur das erste Konsulat, das die Pläne aus Paris vollziehe. Im kommenden Jahr sollen die Konsulate in Saarbrücken und Düsseldorf, im Jahr darauf das in Stuttgart geschlossen werden. Die Hamburger Residenz steht bereits zum Verkauf. Die reduzierten Amtsgeschäfte wird der Generalkonsul vom neuen Sitz im Institut Français aus führen.

Zu dem halb ernsten, halb dramatisierten Entsetzen ihrer Landsleute – „unsere Heimat will uns nicht mehr“ – hat sie einen nüchternen Zugang. „Die Menschen müssen eine Gewohnheit ändern“, sagt sie. Das schmerze bekanntlich. Doch seien die Franzosen in Deutschland gut integriert. Auch werde nichts schlechter. In den größeren Städten böten die Honorarkonsulate nach wie vor einen Tag im Monat ihren Service an. In Hamburg werde es weiter Hilfe für Franzosen in Not geben. Und im übrigen seien Pässe wie Personalausweise neuerdings zehn Jahre gültig – die Fahrt nach Berlin also nicht wirklich oft an der Tagesordnung. Außerdem sei im Zuge der Europäisierung zu erwarten, dass deutsche Behörden Aufgaben für Angehörige anderer europäischer Länder mit übernähmen. „Allerdings ist das erst in Planung“, räumt sie ein.Eva Rhode