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Archiv-Artikel

Container contra Harburg

Pläne für neue Hafenbahn: Harburger befürchten, dass aus ihren Stadtentwicklungsplänen für den Binnenhafen nichts werden könnte

Hans Peter Dücker, der Leiter des Amtes für Strom- und Hafenbau, hat große Pläne. Um den Wachstumsraten im Güterumschlag gerecht zu werden, will er den Hafen umstrukturieren, neue Flächen an der Alten Süderelbe erschließen und die Hafenbahn umbauen. Letzteres ist in Harburg auf Kritik gestoßen. „Die Hafenbahn würgt Harburgs Entwicklung ab“, warnt Frank Wiesner von der Harburger SPD. Über die Pläne tauschten sich die Behörden im Moment bloß informell aus, heißt es bei der Wirtschaftsbehörde.

Dücker verweist in einem Aufsatz für die Fachzeitschrift Hansa (www.hansa-online.de) zunächst darauf, dass der Hafen seit fünf Jahren boome und ein Ende nicht absehbar sei. Inzwischen hätten mehr als zehn Prozent des Bahngüterverkehrs in Deutschland seine Quelle oder sein Ziel im Hamburger Hafen. Dücker: „Täglich verkehren bis zu 160 Güterzüge zwischen Hafen und Hinterland.“

Um diese Mengen zu bewältigen, werde bis Ende 2007 der Bahnhof Alte Süderelbe ausgebaut. Der Containerterminal Altenwerder solle einen südlichen Gleisanschluss erhalten. Außerdem werde untersucht, wie der Hafen per Bahn besser mit Skandinavien und Osteuropa verbunden werden könne: Das Gleis vom Bahnhof Alte Süderelbe nach Süden würde demnach an der Georg-Heyken-Straße nach Osten abknicken und nördlich an Bostelbek vorbei zum Harburger Seehafen-Bahnhof führen. Von dort aus liefe es die Wilhelm-Weber-Straße am Westrand des Entwicklungsgebietes Harburger Binnenhafen entlang, überquerte auf einer neuen Brücke die Elbe und würde über das Gleis an der Reiherstieg-Schleuse an die Nord-Süd-Hauptstrecke angeschlossen.

Vor allem die Brücke macht Jochen Winand, dem Vorsitzenden des Wirtschaftsvereins Harburg-Wilhelmsburg Sorgen. „Man würde den Harburger Binnenhafen abschneiden, wenn die Brücke auf derselben Höhe wäre wie die Süderelbbrücke“, sagt Winand. Sehr hoch könne so eine Brücke aufgrund der Kosten und der dann notwendigen Rampen nicht werden, mit der Folge, dass nicht einmal Segelboote den Binnenhafen erreichen könnten. Der Traum von einem Yachthafen wäre ausgeträumt.

Dazu käme der Lärm der über die Brücke donnernden Güterzüge, die Wohnen am Binnenhafen erschweren würde. Wie Wiesner findet Winand, dass sich Dückers Wünsche mit den Plänen für den Sprung über die Elbe beißen: Keines der Szenarien, die bei dem Planungsworkshop vor einem Jahr entwickelt worden seien, rechne mit einer derartigen Verkehrs- und Lärmbelastung im südlichen Wilhelmsburg. Wiesner wittert sogar eine Verschwörung: „Plötzlich ist die Verzögerungstaktik klar, die die Hamburger Behörden an den Tag legen, wenn es um den Binnenhafen geht.“ Gernot Knödler