Umsonst & Draußen : „Abgeschottet“ – Der Film: Eine Seefahrt, die ist garstig
Es stinkt ständig nach Schweröl. Der Maschinenlärm ist so laut, dass sich die Arbeiter an Deck mit einer eigens dafür entwickelten Zeichensprache verständigen müssen. Gleich die ersten Sequenzen dieses Films räumen mit den romantischen Vorstellungen auf, die von der Arbeit auf See existieren.
Heide Gerstenberger von der Kooperations- und Forschungsstelle Schifffahrtsgeschichte der Universität Bremen hat zum Thema „Arbeit auf See – Zur Ökonomie und Ethnologie der Globalisierung“ geforscht. Der Film zum Buch entstand mit dem Kollegen Ulrich Welke. Auf insgesamt sechs Seefahrten wurden 97 Seeleute aus neun Herkunftsländern mit der Digitalkamera beobachtet: das Rohmaterial für den Film. Professionelle Hilfe in Sachen Filmproduktion kam dann von Januschka Lenk von der Medienstelle der Universität und dem Bremer Komponisten André Feldhaus, der einen sehr stimmigen Soundtrack einspielte. Das Ergebnis der Kooperation: die 60-minütige Dokumentation „Abgeschottet“. Ein Film mit vielen Ecken und Kanten.
Schon die ersten fünf Minuten, in denen gezeigt wird, wie Container be- und entladen werden, sind eine Zumutung: es ist laut, nass, hektisch – es wird unter hohem Zeitdruck gearbeitet. Die Menschen wirken zwischen den Containern und Maschinen klein und getrieben. Man sieht mehr Stahl als Meer – und so wird es auch für den Rest des Films bleiben.
„Abgeschottet“ bietet einen authentischen Blick auf die alltägliche Arbeit auf einem Schiff. Welke stieg für diese Aufnahmen mit der kleinen Kamera hoch in die Aufbauten über dem Deck und kroch mit in die engsten und öligsten Ecken des Maschinenraums. Bei jedem Bild merkt man genau, warum es gedreht wurde, welche Information mit ihm vermittelt werden soll. Dadurch bekommt der Film eine puristische Qualität.
Die beiden Forscher waren auf den Fahrten offensichtlich gut integriert. So durften sie auch dem Koch in die Töpfe kucken und in den privaten Kabinen filmen. Man spürt, dass die Seeleute den Filmemachern vertrauen. Man hört, wie sich die Besatzung in einer Mischung aus meist asiatischen Sprachen verständigt. Deutsch wird dagegen nur auf der Brücke gesprochen. Wilfried Hippen
Premiere: heute um 22.15 Uhr im Haven-Höfft-Kino in Vegesack