: USA: Keine Zugeständnisse an Entführer
Die Kriegskoalition im Irak legt eine gemeinsame Erklärung vor. Sie will gegenüber Forderungen von Geiselnehmern hart bleiben. Die Sondertruppe zum Schutz der UN-Mission kommt nicht zustande. Weitere Anschläge und Gefechte
WASHINGTON afp/ap ■ Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak haben sich die USA und ihre Verbündeten in einer gemeinsamen Erklärung entschlossen gezeigt, sich Terror und Entführungen nicht zu beugen. In dem Papier, das das US-Außenministerium am Mittwoch in Washington vorstellte, weisen die Vereinigten Staaten und ihre 31 verbündeten Staaten im Irak insbesondere Zugeständnisse an Geiselnehmer zurück.
Die Mitglieder der multinationalen Truppen seien „vereint in unserem Willen, den Terroristen keine Zugeständnisse zu machen und uns den Drohungen der Terroristen nicht zu beugen“, erklärte US-Außenamtssprecher Richard Boucher. „Den Terroristen nachzugeben“ schade sowohl allen Mitgliedern der multinationalen Truppen als auch den Ländern, die beim Wiederaufbau des Irak und der humanitären Hilfe beteiligt seien.
Nach Angaben Bouchers kam die Anregung, eine gemeinsame Erklärung zu formulieren, von Bulgarien. Eine bulgarische Geisel war kürzlich getötet worden, nachdem die Regierung in Sofia sich geweigert hatte, ihr kleines Truppenkontingent aus dem Irak abzuziehen.
Anlass für die Erklärung dürfte die Entscheidung der Philippinen gewesen sein, ihre 50 im Irak stationierten Soldaten nach Hause zu beordern, um das Leben einer Geisel zu retten. Mehrere ehemalige Mitglieder der von der US-Regierung so genannten Koalition der Willigen haben sich inzwischen vorzeitig aus dem Irak zurückgezogen. Dazu gehören neben den Philippinen Spanien, die Dominikanische Republik und Honduras.
Die Entführungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen machen auch UN-Generalsekretär Kofi Annan zu schaffen. Er gab am Mittwoch in New York bekannt, dass er von keinem Staat ein Angebot für den militärischen Schutz der UN-Mission im Irak erhalten habe. Die Vertretung des neuen UN-Gesandten Aschraf Dschehangir Kasi müsse deshalb unter die Obhut der von den USA geführten Koalitionstruppen gestellt werden, sagte Annan. Der Pakistaner Kasi werde seinen neuen Posten in Bagdad in Kürze antreten, doch werde ihm zunächst nur ein kleiner Mitarbeiterstab zur Verfügung stehen.
Der Weltsicherheitsrat hat in einer Resolution am 8. Juni die Errichtung einer Sondertruppe zum Schutz des UN-Personals im Irak gebilligt. Diese Truppe soll unter dem Kommando der multinationalen Koalitionsstreitmacht stehen, aber eine separate Einheit bilden. Die Vereinten Nationen hatten gehofft, dass die geplante Sondertruppe international auf mehr Zustimmung treffen würde als die Einheiten der Kriegskoalition.
Auch gestern gingen die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Irak unvermindert weiter. Bei einem Angriff auf eine Polizeiwache wurden in Bagdad fünf Menschen getötet und 27 verletzt. In der südirakischen Stadt Nadschaf wurden bei Gefechten zwischen Kämpfern des radikalen Predigers Muktada al-Sadr und irakischen sowie amerikanischen Einheiten zwei Menschen getötet, ein Hubschrauber der US-Marineinfanterie wurde abgeschossen. Die beiden verletzten Piloten wurden in Sicherheit gebracht.
Im Nordirak wurde schon zu Beginn der Woche ein türkischer Lastwagenfahrer erschossen, wie der türkische Sender CNN-Turk gestern berichtete. Bewaffnete hätten einen Lastwagenkonvoi gestoppt und den Mann getötet, weil er Gebete nicht richtig habe rezitieren können.