: Nicht ausländisch schwitzen
Wer nach Ausländer aussieht, hat es schwerer, Mitglied in einem Fitnessstudio zu werden. Immerhin eine Mukki-Kette räumt das ein – in einem anderen Fall entscheidet jetzt das Arbeitsgericht in Berlin
VON PHILIPP GESSLER
Ausländer haben es schwer, in manchen Fitnessstudios aufgenommen zu werden. Zu viele dürfen es nicht werden. Vor dem Arbeitsgericht am Magdeburger Platz läuft derzeit ein Verfahren, in dem es indirekt um diese Problematik geht. Zudem gibt es Anzeichen, dass es in verschiedenen Mukki-Ketten und nicht nur in Berlin eine inoffizielle Ausländer-Obergrenze gibt.
Das Beispiel: Celalettin Sert, ehemaliger Geschäftsführer des Elixia-Fitnessstudios am Neuköllner Hermannplatz, klagt am Arbeitsgericht gegen seine Kündigung, weil es vonseiten seiner Chefs eine mündliche Order gegeben habe, darauf zu achten, dass nicht mehr als ein Viertel der Clubmitglieder Ausländer seien – oder so aussehen. Außerdem habe man zwei seiner Mitarbeiter gekündigt, weil er schon zu viele Beschäftigte nichtdeutscher Herkunft habe. Dagegen habe er sich gewehrt.
Nach Angaben von Elixia wurde die Kündigung ausgesprochen, weil Sert öffentlich über seine Vorgesetzten hergezogen habe. Zudem soll er in E-Mails an Dritte Geschäftsinterna verbreitet haben. Vor Gericht geht es allein um diese Vorwürfe – nicht um die mögliche Diskriminierung. Und es geht um die Abfindung, die Sert erhalten will.
Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) unterstützt Sert bei seiner Klage. Dem TBB liegt nach eigenen Angaben ein Schreiben eines anderen ehemaligen Elixia-Mitarbeiters vor, der die Existenz einer solchen Ausländer-Obergrenze bestätigt. Den ausländischen Interessenten sei eine Mitgliedschaft in bürokratischer Form (angeblich nötige Schufa-Bescheinigung, Arbeitsbestätigung etc.) so erschwert worden, dass sie die Lust an einer Mitgliedschaft verloren – oder eben die Botschaft verstanden hätten. Sert verweist gegenüber der taz zudem auf ernst zu nehmende Gerüchte, wonach es in einem Studio in Hamburg-Harburg und in zwei Fitnesscentern einer anderen Kette im Wedding ebenfalls eine solche Quote geben soll.
Der Personalchef für Deutschland, Österreich und Frankreich der Elixia Holding GmbH, René Behr, sagte dagegen der taz, es gebe in seinem Unternehmen weder offiziell noch inoffiziell eine solche Obergrenze. Es sei „absolut irrelevant“, ob jemand Ausländer beziehungsweise nichtdeutscher Herkunft sei.
Zumindest für die Fitnessstudiokette McFit kamen Rechercheure von ARD und RBB zu dem Ergebnis, dass es sehr wohl Diskriminierung möglicher Kunden nichtdeutscher Herkunft gebe. Die McFit-Geschäftsführung räumte in einer dieser Sendungen ein, dass die vorgebrachten Vorwürfe „dem Anschein nach zutreffen“. Der TBB betont, eine Ausländerquote verstoße gegen eine EU-Richtlinie. Die aber hat die Bundesrepublik bis heute nicht umgesetzt.