Gegen das Klischee vom teuren Japan

Japan will Besucherzahl verdoppeln. Tokio wirbt um deutsche Touristen mit Naturlandschaften, kulturellen Schätzen, heißen Quellen und köstlichem Essen. Die Tourismuskampagne soll dazu beitragen, Japan zugänglicher zu machen und ausländischen Touristen die Orientierung zu erleichtern

von Sven Hansen

Die japanische Regierung will die Zahl der den Inselstaat besuchenden ausländischen Touristen bis 2010 auf jährlich zehn Millionen verdoppeln. Dafür startete sie die „Besucht Japan Kampagne“, die sich 2003 zunächst auf die Hauptmärkte China, Taiwan, Hongkong, Korea und die USA konzentrierte. Jetzt wurde sie unter dem Motto „Yokoso! Japan“ (Willkommen in Japan) auf Großbritannien, Deutschland und Frankreich ausgeweitet.

Tokio stört sich an dem Ungleichgewicht, dass zwar im vergangenen Jahr 13,3 Millionen Japaner ins Ausland reisten, aber nur 5,21 Millionen Besucher Nippon besuchten. 2002 war das Ungleichgewicht noch größer, da die Zahl der ins Ausland reisenden Japaner vor Sarskrise und Irakkrieg noch 16,5 Millionen betragen hatte. Damals erwirtschaftete Japan im Tourismus ein Defizit von 23 Milliarden US-Dollar.

Nur 93.500 Deutsche haben im Jahr 2003 Japan besucht, davon nicht einmal 40 Prozent Touristen. Umgekehrt kamen immerhin 790.000 Japaner nach Deutschland. „Wir nehmen an, dass der Hauptgrund für diese kleine Zahl von Touristen ein Mangel an Informationen über Japan ist“, sagt der zuständige Minister für Land, Verkehr und Infrastruktur, Nobuteru Ishihara. Japan habe großartige Naturlandschaften, kulturelle Schätze, heiße Quellen und köstliches Essen zu bieten. „Europäer haben ein Klischee, dass Japan teuer ist.“ Das sei aber nicht richtig. So gebe es für vier bis fünf Euro ein Mittagessen in Tokio. Japan Railways verkaufe einen Siebentagepass, mit dem Besucher für umgerechnet 215 Euro einschließlich der Benutzung des Hochgeschwindigkeitszugs Shinkansen durchs Land fahren könnten, vierzehn Tage kosteten 343 Euro.

Eine Broschüre des Ministers will ein neues Image kreieren. Auf die Frage, welches, antwortet Ishihara: „Japan als Land, wo man gern leben möchte, und das man gern besucht.“ Die Antwort verwundert insofern, als Japan zwar auf seine Art gastfreundlich ist, doch sich weder als Einwanderungsland definiert noch auf eine größere Zahl ausländischer Besucher eingestellt ist. So will die Tourismuskampagne auch dazu beitragen, Japan international zugänglicher zu machen und ausländischen Touristen die Orientierung zu erleichtern, wie etwa durch mehrsprachige Schilder und Informationsquellen. Die Tourismuskampagne geht auf eine Initiative des Unternehmerverbandes Keidanren zurück, der bereits 2000 in einem Positionspapier den Tourismus als „eine Wachstumssparte der Wirtschaft im 21. Jahrhundert“ bezeichnete.

Der Generaldirektor der Tourimusabteilung im Ministerium, Satoru Kanazawa, gesteht nüchtern: „Japan ist im Hinblick auf den internationalen Tourismus ein unterentwickeltes Land.“ Er hofft, dass Veranstalter Reisepakete durch mehrere Länder anbieten, von denen dann Japan eines ist. So wie Japaner oft in zehn Tagen sechs Länder Europas besuchen, könnten dann auch Europäer in zwei oder drei Wochen China, Hongkong, Korea und Japan besuchen.

Auch Kanazawa beklagt Japans Image als teures Land. „Über den Preis von Japanreisen wird oft gesprochen, aber nur in Nordamerika und Europa. In Asien ist das kein Thema.“ Dabei werde übersehen, dass ein Big Mac in Japan um ein Drittel billiger istals in Deutschland. Doch wer fährt schon wegen Big Macs nach Japan?

www.japan-access.de: Umfangreiche deutschsprachige Japan-Linksammlung mit Infos zu Kultur, Politik, Wirtschaft und Reisen inkl. Adressen von japanischen Restaurants in Deutschland.web-jpn.org/links/index.html: Umfangreiche englischsprachige Japan-Linksammlung zu allen Bereichen.www.japan-guide.com: Linksammlung speziell für ausländische Besucher und in Japan lebende Ausländer.www.japanrailpass.net: Japan Railways informiert hier unter anderem in Deutsch über günstige Mehrtages- und Mehrwochentickets für ausländische Besucher.