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Archiv-Artikel

Fahrrad abstellen nur noch gegen Ticket

Ausgerechnet der Fahrradbeauftragte der Stadt Köln macht sich für ein Parkverbot für Räder stark. Wenn rund um den Hauptbahnhof nicht mehr wild geparkt würde, so hofft er, würde die kostenpflichtige Radstation endlich stärker genutzt

VON CHRISTIANE MARTIN

Parkverbot für Fahrräder – das klingt fast wie ein Aprilscherz. Wenn es nach dem Fahrradbeauftragten der Stadt ginge, könnte dieses Szenario in Köln aber bald Wirklichkeit werden. Ausgelöst durch die chaotische Situation rund um den Hauptbahnhof, sieht Thorsten Claußen dringenden Handlungsbedarf.

Seit Anfang dieses Jahres gehört der Bahnhofsvorplatz nicht mehr der Bahn AG, sondern der Stadt Köln. „Jetzt können wir endlich aktiv werden und das Fahrradparken im Bereich des Hauptbahnhofs ordnen“, sagt Claußen. Bislang fehlt ihm zwar die rechtliche Möglichkeit für ein generelles Fahrrad-Parkverbot; die Straßenverkehrsordnung enthält keinen entsprechenden Paragraphen und auch der Bußgeldkatalog kennt kein Falschparken von Fahrrädern. Aber: „Die Notwendigkeit, das zu ändern, sehen immerhin zwei Drittel der vom Deutschen Städtetag zu diesem Thema befragten 29 Städte, darunter sogar die Fahrradstadt Münster“, rechtfertigt Claußen die Entscheidung, sich an einem Vorstoß des Deutschen Städtetages zur Änderung der Straßenverkehrsordnung zu beteiligen.

Roland Schüler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist empört und fragt: „Werden hier die Radfahrer schlichtweg nicht ernst genommen?“ Statt Fahrradparkverbot fordert er zusätzliche Stellplätze. Die will Claußen schaffen. „Im Bahnhofsbereich allerdings erst, wenn die Radstation hundertprozentig ausgelastet ist“, sagt der Fahrradbeauftragte und meint das Fahrradparkhaus am Breslauer Platz, das im November vergangenen Jahres eröffnet wurde. Für 70 Cent am Tag können dort 1.000 Fahrräder diebstahlsicher und witterungsgeschützt abgestellt werden. Doch die Kölner Radler nehmen das kostenpflichtige Angebot nur zögerlich an; im Durchschnitt parken hier 300 Fahrräder. Der VCD sieht die Gründe dafür in der Großbaustelle am Breslauer Platz. Die Radstation sei so von Bauzäunen eingeschlossen, dass kein Mensch sie findet.

Claußen glaubt das nicht und will die Radfahrer zu ihrem Glück zwingen. Durch ein Parkverbot könnte das Angebot an kostenlosen Stellplätzen rund um den Bahnhof eingeschränkt werden, so dass die Radstation besser ausgelastet würde. Deshalb werden nach Abschluss der Bauarbeiten am Bahnhofsvorplatz auch nur 100 kostenfreie Stellplätze geschaffen, statt der 450 bis 480, die laut einer stadteigenen Studie gebraucht würden.

An anderen Stellen will Claußen aber für neue Fahrrad-Parkplätze sorgen und verweist auf die Aktion „1000 Fahrradständer“, ein kostenloses Angebot der Stadt Köln an ihre Bürger, Fahrradständer zu beantragen und aufstellen zu lassen. Dass es überhaupt ausgewiesener Stellplätze für Fahrräder bedarf, ist für Claußen unumstritten. Er bezeichnet das freie Abstellen von Fahrrädern als Wildparken und hat angesichts des zunehmenden Radverkehrs vor allem im Kölner Innenstadtbereich ein Regulierungsbedürfnis. „Schließlich hat sich der Fahrradverkehr von 1993 bis 1998 in der Innenstadt mehr als verdoppelt“, so Claußen. Außerdem müsse man „nicht mit dem Fahrrad bis vor den Kaufhof fahren“. In den Fußgängerzonen befürwortet Claußen ein Parkverbot für Fahrräder. Ersatzweise möchte er am Rand dieser Zonen ausgewiesene Fahrrad-Stellplätze schaffen.

Bei den Ratsfraktionen stoßen die Aktivitäten des Fahrradbeauftragten auf wenig Zustimmung. Bettina Tull, Mitglied der Grünen-Ratsfraktion, hält es für unsinnig, im öffentlichen Raum Parkverbote für Fahrräder auszusprechen und auf diese Art die Wirtschaftlichkeit der Radstation zu erhöhen. Stefan Götz von der CDU lehnt das Parkverbot ebenfalls ab, und auch die Opposition steht dem kritisch gegenüber. Martin Börschel, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, hält ein Fahrrad-Parkverbot für übertrieben: „Der Fahrradbeauftragte sollte das Fahrradfahren erleichtern und nicht erschweren.“

Da die Umsetzung eines Parkverbots vom Stadtrat mitgetragen werden muss, bleibt zu hoffen, dass Köln letztendlich von neuen Verbotsschildern verschont bleibt.