RWE steigert den Gewinn und kennt keine Krise

6,8 Milliarden Euro verdiente der Konzern 2008. Die Aktionäre bekommen Dividenden, die Preise bleiben hoch

ESSEN/BERLIN ap/dpa/taz ■ Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern, RWE, hat im vergangenen Jahr Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn erzielt und will in den nächsten Jahren noch weiter wachsen. „Unser Geschäftsmodell ist wetterfest, unsere Finanzen sind es auch“, sagte RWE-Chef Jürgen Großmann, der am Donnerstag die Jahresbilanz vorstellte.

Damit hat RWE seine Prognosen zum Teil deutlich übertroffen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 49 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg um 4,5 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Das Gewinnplus stammt größtenteils aus der deutschen Stromerzeugung. Dabei profitierte der Konzern sowohl vom Energiegroßhandel als auch von höheren Erträgen im Stromvertrieb an die Endkunden. Die erneute Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Biblis nach langem Stillstand habe ebenfalls für zusätzliche Einnahmen gesorgt, hieß es.

Ein Großteil des Gewinns wird als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet: Diese stieg um 43 Prozent auf den Rekordwert von 4,50 Euro je Aktie.

Auch für die Zukunft ist RWE optimistisch: Aufgrund langfristig hoher Energiepreise zeigte sich das Unternehmen zuversichtlich, den Gewinn bis 2010 um durchschnittlich bis zu 10 Prozent jährlich steigern zu können. Bisher waren nur 5 Prozent angepeilt worden.

Die StromkundInnen haben von den Gewinnen nichts: Trotz derzeit deutlich gesunkener Großhandelspreise rechnet RWE frühestens Ende 2010 mit einem Rückgang der Kosten für die Verbraucher. Schon im April sollen die Strompreise weiter steigen. Anders die Gaspreise: Nachdem Erdgas für Endkunden bereits im Januar 6 Prozent billiger wurde, soll der Preis im April um weitere 12 Prozent sinken.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen übte Kritik an der Preispolitik. „Die Gaspreise müssten viel stärker gesenkt werden“, sagte Energieexperte Holger Krawinkel der taz – angesichts der Weltmarktpreise um mindestens 25 Prozent. Auch die Strompreise seien nicht angemessen. „RWE nutzt weiterhin seine marktbeherrschende Stellung aus und behält die Gewinne aus sinkenden Kosten für sich.“

Das sehen offenbar auch viele VerbraucherInnen so: 2008 verlor RWE insgesamt 120.000 KundInnen. Gut angenommen wurde hingegen das neue Angebot „Pro-Klima-Strom“: Unter diesem Namen verkauft das Unternehmen seit November überwiegend Atomstrom – mittlerweile an 200.000 KundInnen. MKR