Linientreue Blätter

Berliner Zeitungen schreiben weiter neu. Bis auf das „Neue Deutschland“ sind alle fest entschlossen

Mit Ausnahme der Springer-Zeitungen wollen die Berliner Tageszeitungen an der Rechtschreibreform festhalten. Die Berliner Zeitung stelle die Reform nicht grundsätzlich in Frage, erklärte Chefredakteur Uwe Vorkötter am Montag. Die Redaktion habe sich immer wieder kritisch mit den Ungereimtheiten der Reform auseinander gesetzt, es bestehe aber zunächst kein Anlass, zu den alten Schreibweisen zurück zu kehren.

Auch der Tagesspiegel will nicht zur alten Rechtschreibung zurück. Die Zeitung habe von Beginn an erklärt, sie wolle so schreiben, wie es in der Schule gelehrt wird. „Daran hat sich nichts geändert“, sagte Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff.

Auch diese Zeitung, die taz, schließt sich nicht der Initiative der Verlage Springer und Spiegel an. „Wir machen diesen ‚Methusalem-Komplott‘ nicht mit“, sagte der stellvertretende taz-Chefredakteur, Peter Unfried. Der Berliner Kurier hält ebenfalls an der eingeführten Reform fest. Die junge Welt erklärte, die Zeitung sei als einzige in Deutschland von Anfang an der „alten“ Rechtschreibung treu geblieben. Aus der Redaktion des Neuen Deutschland hieß es, der Verlag habe noch keine Entscheidung getroffen.

Der Vorsitzende der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, Karl Blüml, hat dem Springer-Verlag, dem Spiegel-Verlag und der Süddeutschen Zeitung wegen ihrer Rückkehr zur alten Rechtschreibung „pädagogische Verantwortungslosigkeit“ vorgeworfen. Sie setzten Kinder, Eltern und Lehrer unter „schweren Druck“, sagte Blüml gestern im Deutschlandradio Berlin. Trotz des Umschwenkens dieser Großverlage gehe er aber davon aus, dass die neue Rechtschreibung Bestand haben werde. Er sei allerdings sicher, dass diese modifiziert und weiterentwickelt werden müsse.

TAZ, DPA, AFP