piwik no script img

Archiv-Artikel

Ozon ohne Folgen

Täglich Sommersmog in mehreren Bundesländern. Doch die Umweltschützer fordern umsonst ein Fahrverbot

BERLIN taz ■ Es ist jedes Jahr ein Reizthema: Mit sommerlichen Temperaturen steigen die Ozonwerte und damit die Belastungen für Mensch und Natur. Doch neben den Warnungen der Umweltschützer passiert: wenig.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) hat es seit Ende Juli nahezu jeden Tag Überschreitungen des Informationsgrenzwertes gegeben: Liegt der Ozonwert bei einer Konzentration von über 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, wird empfindlichen Personen, Kindern und Alten geraten, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. In Hessen wurde letzte Woche die Alarmschwelle von 240 Mikrogramm überschritten. Bei einer derartigen Ozonkonzentration ist die körperliche Ausdauerleistung bei allen Menschen reduziert, Asthmaanfälle kommen häufiger vor. Neben Hessen sind Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz besonders häufig betroffen.

Mit der neuen EU-Ozonrichtlinie vom September letzten Jahres war die Alarmschwelle europaweit von 360 auf 240 Mikrogramm heruntergesetzt worden. Das UBA fordert mittelfristige Maßnahmen, um die Vorläuferstoffe des Ozons zu mindern. Das sind flüchtige organische Verbindungen, die in Lösungsmitteln stecken und Stickstoffoxide, die vor allem aus Verkehrsabgasen kommen. Von Geschwindigkeitsbegrenzungen hält UBA-Expertin Ute Dauert allerdings nicht viel. „Sie sind schwierig durchzusetzen, kaum kontrollierbar und wenig effektiv“, sagt sie. Nach Berechnungen ihrer Behörde würden damit selbst, wenn sich viele daran hielten, die Ozonspitzenwerte nur um fünf Prozent gemindert.

Umweltverbände kritisieren dagegen, dass es von Seiten der Bundesregierung für Ozonalarm kaum Anweisungen gibt, seit das deutsche Sommersmog-Gesetz 1999 auslief. „Autofahrer dürfen bei allen Grenzwerten so weitermachen wie bisher“, sagt Frank Musiol vom Naturschutzbund (Nabu). Der Wert von 240 Mikrogramm sei zudem zu hoch. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 120 Mikrogramm. Greenpeace fordert bereits bei diesem Wert ein Fahrverbot für Fahrzeuge ohne Katalysatoren. Unter Ozon leidet die Natur. Für den Menschen ist es ein Gesundheitsrisiko. Die Substanz schädigt die Lunge, führt zu Atemwegsreizungen und Kopfschmerzen. Es fördert Allergien und kann das Erbgut verändern. FRANZISKA DÄHN