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Archiv-Artikel

Übergangsrat vereidigt

Irakische Minister leisten Amtseid. Schiiten wählen neuen Ajatollah. Sunniten klagen über „Balkanisierung des Irak“

BERLIN afp/dpa ■ Fast fünf Monate nach der Entmachtung von Saddam Hussein hat die irakische Interimsregierung ihren Amtseid abgelegt. Die Kabinettsmitglieder wurden gestern im Beisein von US-Zivilverwalter Paul Bremer bei einer Feier in Bagdad eingeschworen. Die Übergangsregierung soll bis zu denWahlen nächstes Jahr amtieren. Bremer gesteht der Übergangsregierung nur ein begrenztes politisches Mitspracherecht zu. Jedem Ministerium werde ein „Berater der Koalitionäre“ USA und Großbritannien zur Seite gestellt. „Wir werden die Macht nicht abgeben“, betonte Bremer.

Nach dem tödlichen Anschlag auf Schiitenführer Mohammed Bakir al-Hakim wurde sein Bruder, Abdel Asis Hakim, zum neuen Vorsitzenden des Obersten Rats der Islamischen Revolution (Sciri) gewählt, der bislang dessen stellvertretender Vorsitzender war. Er sitzt zudem im irakischen Regierungsrat. Nach dem Tod seines Bruders hatte Hakim die Besatzer scharf angegriffen.

Sunniten haben Schiiten eine Politik der ethnischen Säuberung und die „Balkanisierung des Irak“ vorgeworfen. Scheich al-Kubeissi bezichtigte die Schiiten, zwei sunnitische Moscheen in Kerbela und Nadschaf vereinnahmt zu haben. Im übrigen Land hätten sie 16 sunnitische Moscheen übernommen. Kubeissi beschuldigte zudem Ajatollah Ali Chamenei, das geistliche Oberhaupt des Iran, den Radikalschiiten Moktada Sadr zum Bruch mit den Sunniten zu drängen. Seit Sadrs Besuch in Teheran verfolge der einen stramm antisunnitischen Kurs.

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