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Archiv-Artikel

„Hausbesitzer zahlen 800 bis 1.000 Euro“

Die Pflicht für Privathaushalte, ihre Abwasserleitungen untersuchen zu lassen, kommt. Kanal-Unternehmer hoffen auf zusätzliche Aufträge

taz: Herr Rehling, vor zwei Wochen haben Sie das Aus für ihr Ingenieurbüro für Kanaluntersuchungen prognostiziert. Was lässt Sie jetzt hoffen?

Rolf Rehling: Mittlerweile ist das Umsetzungsproblem der Dichtheitsprüfung von privaten Hauskanälen in Düsseldorf angekommen. Ich weiß, dass es drei politische Anträge gibt: jeweils einen von der SPD, der FDP und einen von der CDU. Alle sollen Mitte September in den Fachgremien des Landtages besprochen werden. Ich habe die Hoffnung, dass die Prüfungen zukünftig durch die Behörden besser kontrolliert werden. Das kann für uns bedeuten, dass wir wegen der Pflicht zur Dichtheitsprüfung zukünftig mehr Arbeit finden.

Was sagt die Verordnung?

Es müssen zusätzlich zu den öffentlichen auch die Kanäle von Privathäusern untersucht werden. Durch diese Untersuchung soll geklärt werden, in welchem Zustand sich die privaten Kanäle befinden. Der Hauptgrund für diese Untersuchung liegt in der Thematik Exfiltration und Infiltration. Die Menschen wollen, dass kein Abwasser in den Untergrund aussickert. Und wir wollen genauso wenig, dass Grundwasser in die Kanalisation einsickert. Dadurch wird das Abwasser verdünnt, was weder der Kanal aufnehmen kann, noch den Kläranlagen gut tut.

Wie sollen die Politiker die Qualität der Abwässer und des Grundwassers ihrer Meinung nach schützen?

Unser Wunsch lautet schlicht: Die Handhabung des Paragrafen 45 muss unter bestimmte Spielregeln gestellt werden. Wir brauchen noch viel bessere Informationen, als bisher schon da sind. Und letztendlich muss auch dem einzelnen Bürger klar sein, was ihm passiert, wenn er den vorgeschriebenen Maßnahmen nicht nachkommt.

Welche Kosten kommen auf die Hausbesitzer zu, wenn sie eine Prüfung ihres Hauskanals durchführen müssen?

Der Hausbesitzer wird 800 bis 1.000 Euro für die Untersuchung einschließlich der Ingenieurbetreuung zahlen müssen. Dann kommt es darauf an, in welchem Zustand sein Kanalsystem ist. Hier erwarte ich Kosten von ungefähr 3.000 bis 6.000 Euro pro Haus im Mittelwert für die Sanierung.

Könnten das also auch mal schnell 15.000 bis 20.000 Euro werden?

20.000 Euro erscheint mir zu hoch. Es kann durchaus sein, wenn der Besitzer ein intaktes Kanalsystem unter seinem Haus hat, dass er bis auf die Dichtigkeitsprüfung keine Kosten hat. Für diese Prüfung erhält er eine Bescheinigung und das Thema ist für sein Haus erledigt.

Bei beschädigten Leitungen müssen sich die Hausbesitzer nach Lösungen umsehen. Hierfür sollten sie sich von einem Ingenieur beraten lassen, um die richtige Auswahl für die Sanierung zu treffen. Es muss nicht immer alles teuer sein, auf die richtigen Abstimmungen kommt es an.

Was passiert, wenn der Paragraf 45 politisch nicht mehr gewollt wird?

Wenn der Paragraf 45 wieder abgeschafft würde, entstünden dem Bürger keine Kosten. Allerdings müssten dann die öffentliche Kanäle und vor allem die Kläranlagen erweitert werden. Das würde vor allem den Gebührenzahler wieder unnötiges Geld kosten. Ökologisch steuerten wir auf eine mittlere Katastrophe zu. Und meine Firma müsste eventuell schließen.

Interview: Sebastian Kayser