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Archiv-Artikel

Lafontaine soll zu Hause bleiben

Sozialdemokraten üben Kritik an Ex-Parteichef. NRW-Genossen fürchten durch jüngste Lafontaine-Attacke gegen Bundeskanzler Schröder verheerende Wirkungen für den Kommunalwahlkampf

VON MARTIN TEIGELER

Die Sozialdemokraten an Rhein und Ruhr sind stinksauer auf Oskar Lafontaine. Die jüngste Aufforderung des Ex-Parteichefs zum Sturz von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bringt die NRW-Genossen auf die Palme. „Oskar, deine Zeit ist abgelaufen“, sagt SPD-Landeschef Harald Schartau. NRW-SPD-Vorstandsmitglied Jochen Ott empfiehlt Oskar Lafontaine, Privatier zu bleiben: „Der Mann soll sich um sein Kind kümmern und nicht weiter rumnerven“. Was Lafontaine mache sei anmaßend und unanständig, so Ott zur taz.

„Lafontaine hat sich verpisst“, sagt der Kölner SPD-Vorsitzende und gibt dem vor fünf Jahren zurückgetretenen Saarländer deshalb keine Chance auf ein Comeback. „Wer sich verpisst, aber später immer alles besser weiß, der hat seine Chance vertan“, sagt Ott. Lafontaine sei „selber Schuld“, hätte er doch als Parteichef und Bundesfinanzminister einiges bewegen können. Auch der NRW-Parteivorsitzende Schartau geht davon aus, dass der Bild-Kolumnist Oskar Lafontaine wegen seines Rücktritts im Jahr 1999 innerhalb des größten SPD-Landesverbands keine Zustimmung für seine Attacken auf den Bundeskanzler finden wird.

Der Vorsitzende der NRW-SPD-Landesgruppe im Bundestag, Hans-Peter Kemper, sagte der Rheinischen Post: „Ich sehe nur die Alternative: Entweder dreht Oskar Lafontaine bei oder er muss gehen.“ Er habe lange zu Lafontaines Anhängern gehört, bekannte Kemper: „Aber was er jetzt macht, das geht einfach nicht. Das ist für die nordrhein-westfälische SPD und für unseren Kommunalwahlkampf verheerend.“ SPD-Spitzenleute sollten Lafontaine noch einmal ins Gewissen reden, forderte Kemper. Wenn er „absolut unansprechbar“ sei, solle ihm das Verlassen der Partei nahe gelegt werden. „Wenn er bei seiner Haltung bleibt und ein Linksbündnis unterstützt, dann muss man ihn rausschmeißen, wenn er nicht freiwillig geht“, sagte der Borkener Bundestagsabgeordnete.

Der Kölner Kommunalwahlkämpfer Jochen Ott will abwarten: „Die SPD sollte Lafontaine einfach ignorieren“. Die Meinung des Ex-Politikers sei unwichtig. Erst wenn Lafontaine wirklich zur „Wahlalternative“ gehe, sei ein Ausschluss unausweichlich: „Wer eine andere Partei unterstützt, der fliegt raus.“ Doch während die Bundesspitze des neuen Linksvereins den Oldie bereits zur Mitarbeit ermuntert hat, gibt es an der linken Basis auch Skepsis gegenüber Lafontaine. Alexander Meyer von der Wahlalternative Dortmund wirft Lafontaine vor, er wolle sich „ins gemachte Nest“ setzen. „Er kann gerne mitarbeiten, aber nicht als Bundesvorsitzender“, sagt Meyer. In den letzten Jahren habe „Oskar“ doch politisch nichts bewegt.