der kommentar : Ins Recht geschrieben
Die Debatte um die Rechtschreibreform hat ihren ersten Kollateralschaden: die unabhängige Berichterstattung
Die aktuelle Demagogie um die Rechtschreibreform hat einen fatalen Effekt: Medien, allen voran die Zeitungen, sind nicht mehr Berichterstatter, sondern selbst Teilnehmer, ja Initiatoren der Auseinandersetzung.
Hat man sich erst mal definitiv im Lager der Reformgegner positioniert, verfolgt konsequenterweise eine höchst einseitige Berichterstattung. Und längst nicht nur die Boulevardpresse stellt sich in den Dienst eines dumpfen Populismus. Immerhin: Die Süddeutsche, die sich am Freitag der Aktion von Spiegel und Springer anschloss, rudert offenbar wegen der gespaltenen Leserreaktion schon wieder etwas zurück. Der Zeitpunkt der Rückkehr zur „alten“ Rechtschreibung sei „noch nicht festgelegt“, hieß es gestern „in eigener Sache“.
Es wäre nicht der erste Umkehrschwung: „DJV fordert Erhalt der Rechtschreibreform“, hatte der Deutsche Journalistenverband heute vor zwei Wochen per Pressemitteilung in die Welt geblasen: „Die unsinnige Diskussion […] ist so überflüssig wie ein Kropf“ und „sollte ganz schnell wieder dort versenkt werden, wo sie herkommt: Im Sommerloch“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Am 8. August, dem Tag, an dem der Spiegel- und Springer-Appell zur Reformumkehr publik wurde, kam eine neue Meldung: „DJV: Rechtschreibreform ist nicht mehr zu halten.“ Und Herr Konken sagte: „Ich rechne mit der Rückkehr zur alten Rechtschreibung.“ Setzen, sechs. STEFFEN GRIMBERG