RWE wird teurer

Trotz höherem Gewinn will der Stromkonzern die Gebühren für die Nutzung seines Netzes anheben

BERLIN taz ■ Der RWE-Konzern will trotz eines deutlich gestiegenen Gewinns im ersten Halbjahr an der Gebührenschraube drehen. Hintergrund seien Investitionen in das Stromnetz in zweistelliger Milliardenhöhe, sagte RWE-Vorstandschef Harry Roels gestern bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Essen. Daher sei eine Anhebung der Netznutzungsentgelte geplant. „Eine Entscheidung werden wir Ende des Monats treffen“, sagte Roels. Ob auch die Strompreise zusätzlich für den Verbraucher erhöht werden, ließ Roels zunächst offen.

RWE ist nicht der erste Konzern, der höhere Netzdurchleitungsgebühren plant. Erst vor wenigen Wochen hatte der deutsch-schwedische Vattenfall-Konzern angekündigt, dass er seine Netzdurchleitungsgebühren um 20 Prozent anheben werde. Diese fallen an, wenn ein Stromkonzern durch das Netz eines anderen Versorgers seine Kunden beliefert. Die Kalkulation dieser Gebühren gilt aber unter anderem bei Verbraucherschutzverbänden als umstritten. Die Stromkonzerne verweisen auf Investitionskosten und finanzielle Auflagen der Bundesregierung, die durch die Förderung von erneuerbaren Energien anfallen. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Regulierungsbehörde soll die Kalkulation künftig überprüfen. Doch befindet sich der Regulierer erst im Aufbau.

Im ersten Halbjahr verzeichnete RWE einen Nettogewinn von 1,357 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Allerdings war der Anstieg auch eine Folge der Erlöse aus dem Verkauf großer Beteiligungen, etwa am Essener Baukonzern Hochtief und der Heidelberger Druckmaschinen AG. Roels kündigte an, dass das Unternehmen nicht nur in das Netz, sondern auch in neue Gas- und Kohlekraftwerke und in sein Geschäft mit der Wasserversorgung mehrere Milliarden Euro investieren werde. STEPHAN KOSCH