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Archiv-Artikel

BORUSSIA DORTMUND: GEHALTSVERZICHT ZU FORDERN IST UNVERSCHÄMT Grotesk fahrlässiges Management

Der echte Genießer lehnt sich zurück und schweigt. Doch das ist nicht die Art des Uli Hoeneß. Logisch, dass also auch der Manager von Bayern München seinen Senf zu den Kalamitäten geben muss, in denen der alte Erzrivale Borussia Dortmund (BVB) steckt. Für ihn käme es überhaupt nicht in Frage, Verträge mit Spielern nicht einzuhalten, sprach Hoeneß, ein ebenso wohltuender wie gemäßigter Beitrag zum Versuch der Dortmunder Vereinsführung, den Fußballprofis nach dem Aus in der Champions League 20 Prozent ihres Gehaltes zu streichen.

Ein Versuch, der an Unverschämtheit kaum zu überbieten ist. So skrupellos wie die Herren vom BVB hat in der Bundesliga noch niemand versucht, die Stammtischmär von den überbezahlten Fußballern für das eigene Geschäft auszuschlachten. Dabei gibt es keine überbezahlten Fußballer. Die Gehälter richten sich nach dem Marktwert, und der wiederum hängt von der Bereitschaft von Klubs wie Borussia Dortmund ab, Spieler mit Millionen zuzuschütten, um sie der Konkurrenz abspenstig zu machen. Jetzt mittels kalkuliertem Einsatz der Boulevardpresse die Profis an den Pranger zu stellen, so dass sie praktisch gezwungen sind klein beizugeben, wenn sie nicht als gierige Raffzähne dastehen wollen, ist eine perfide Strategie. Es geht hier ja nicht um einen Verein wie Energie Cottbus, wo das Wegbrechen fest kalkulierter Fernsehgelder einen schweren Einschnitt bedeutet und eine Reduzierung von Gehältern zur Überlebensfrage werden kann. Vielmehr handelt es sich um einen Krösus der Fußballwelt, der seit Jahren mit Geld nur so um sich wirft, noch schnell zwei Weltklassespieler einkauft, wenn es ein paar Verletzungen im Team gibt, und das Wort Überbezahlung gar nicht kannte, so lange ihm Börsengang und Europacup die Konten füllten.

Es hat überdies einen üblen Beigeschmack von unlauterem Wettbewerb, was die Dortmunder derzeit treiben. Schließlich haben sie Spieler wie Rosicky, Amoroso oder Kehl anderen Vereinen vorwiegend mittels jener fürstlichen Gehälter weggeschnappt, die sie jetzt plötzlich kürzen wollen.

Besonders grotesk ist außerdem der Vorwand für die Sparmaßnahme. Ein so schwer zu erreichendes Ziel wie die Qualifikation für die Champions League zur Grundlage der Kalkulation zu machen, wäre grob fahrlässig. Und sollte der BVB nach dem Verpassen dieses Ziels tatsächlich in ernsten finanziellen Schwierigkeiten stecken, dann sind daran gewiss nicht die Spieler schuld. In diesem Falle hätte die Vereinsführung katastrophal gewirtschaftet und wäre gut beraten, lieber auf ihr eigenes Gehalt zu verzichten. Und zwar das ganze.

MATTI LIESKE