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Archiv-Artikel

Abtreibungspille für den Fuchs

Im australischen Naturpark Phillip Island versuchen die Behörden den lästigen Rotfuchs per Hormonköder auszurotten. Denn der bedroht die geschützten Zwergpinguine

Von urb

BERLIN/SYDNEY taz/dpa ■ Um Pinguine zu schützen, wollen australische Forscher nun an Füchse die Abtreibungspille verfüttern. Der Biologe Roger Kirkwood und seine Kollegen von der Phillip-Island-Nature-Park-Verwaltung greifen zu diesem Mittel, nachdem Versuche, die Füchse zu erschießen oder zu vergasen, fehlgeschlagen waren. Auf Phillip Island räubern rund 120 Rotfüchse unter den geschützten Zwergpinguinen, die das Wahrzeichen der rund 100 Quadratkilometer großen Insel südlich von Melbourne im Bundesstaat Victoria sind. Der dortige Naturpark lockt jährlich 500.000 Ökotouristen.

„Ein Fuchs kann in einer Nacht bis zu 50 Pinguine töten“, erläutert Kirkwood. Inzwischen sei die gesamte Population des beliebten Nationalparks gefährdet. Da Füchse nur über zwei Monate (im August und September) Nachkommen werfen, sei es möglich, mit der Abtreibungspille gezielt den Nachwuchs zu unterbinden. Dazu wird ein Wirkstoff verwandt, der auch in der humanmedizinischen Tablette RU-486 verwendet wird. Die Behandlung sei auch deshalb erfolgversprechend, weil die Rotfüchse nur eine Lebensspanne von fünf Jahren erreichten.

Seit der Rotfuchs vor 130 Jahren in Australien von europäischen Siedlern eingeschleppt wurde, haben sich die Räuber zu einer Plage entwickelt – ähnlich wie die Kaninchen. Die abgeschottete australische Fauna war bis dahin nicht auf solch ein Raubtier eingestellt. Viele kleine Säuger unterhalb sechs Kilogramm und vor allem bodenbrütende Vögel müssen den Fuchs nun fürchten. Diverse Arten starben bereits in Victoria unter dem Druck der Füchse aus.

Seit Jahrzehnten schon versucht der Bundesstaat Victoria, der Plage Herr zu werden – ohne Erfolg. Die kleine Phillip-Insel ist seit den Achtzigern Experimentierfeld für verschiedene Kontrollmethoden. Zuletzt erprobte man ein großangelegtes Scheinwerfer-Schießen: Jäger fuhren nachts mit Autos über die Insel, um die Füchse mit Jagdhunden oder Lockpfeifen ins Licht ihres Suchscheinwerfers zu treiben. Das Ergebnis war niederschmetternd: Im Schnitt mussten die Jäger 1.000 Stunden lauern, um gerade 30 Füchse zu erlegen. Doch mit dem Verlauf der Saison rannten ihnen immer wenige Tiere vor die Flinte. Der schlaue Fuchs lernte, die Jäger zu meiden. Sechs Jahre ging die Jagd: Niemals gelang es, mehr als die Hälfte der Tiere zu erlegen. Vor allem aber: zwischen 1994 und 1998 verdoppelte sich die Zahl der Füchse – trotz der Jagd.

Das nüchterne Fazit der Behörden: Wenn man mit dem Schießen schon auf der kleinen Insel keinen Erfolg habe, sei es für den 2.880-mal größeren Bundesstaat erst recht keine Lösung. Nun sollen es also Hormone richten. Man darf gespannt sein auf die Nebenwirkungen. urb