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Archiv-Artikel

Handy und Computer als Klimaproblem

Vor der Computermesse Cebit: Informationstechnologie verursacht so viel Kohlendioxid wie der innerdeutsche Flugverkehr. Experten fordern gesetzliche Maßnahmen zu mehr Energieeffizienz und zum Energiesparen

BERLIN taz ■ Mittlerweile zehn Großkraftwerke laufen in Deutschland nur, um Computer und Handys mit Strom zu versorgen. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT). IT-Geräte verbrauchen mittlerweile über 10 Prozent des deutschen Stroms. Damit sind Handys und Computer für jährlich 33 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich – genauso viel wie der innerdeutsche Flugverkehr.

Und es wird schnell mehr. Nicht zuletzt die morgen in Hannover beginnende Computerfachmesse Cebit illustriert, dass kaum eine Branche rasanter wächst als die IT. „Der Stromverbrauch wächst auch stetig an, da der Trend zum Downloaden – immer und überall – zunimmt: mit dem Handy, dem mobilen Laptop oder PC“, urteilt Siegfried Behrendt vom IZT. Der steigende Strombedarf durch Rechenleistung würde den Klimaschutz regelrecht konterkarieren. Behrendt geht davon aus, dass der Verbrauch in den nächsten 10 Jahren um 20 Prozent ansteigt.

Deshalb gibt es auf der Cebit eine Halle, die sich ausschließlich mit „Green IT“ befasst, also mit stromsparenden Entwicklungen. Eine Möglichkeit, Energie zu sparen, ist, die Rechenvorgänge auszulagern. Beispielsweise müsse im Büro nicht mehr jeder Angestellte einen eigenen Rechner mit Prozessoren haben, sondern die Rechenvorgänge könnten am Großrechner gebündelt werden, erklärt Mario Tobias vom Branchenverband Bitkom. Am Arbeitsplatz stünde dann praktisch nur noch eine Bedien- und Darstellstation.

„Das Problem sind aber vor allem die privaten Endkunden“, so Tobias. Bei denen sei das Bewusstsein für Green IT so gut wie nicht vorhanden. Schuld daran sei auch die mangelhafte Verbraucherinformationspolitik. Derzeit existiert nur eine unübersichtliche Kennzeichnung der Energieeffizienz von Produkten. Neben dem Blauen Engel gibt es noch das Siegel Energy Star, eine EU-Norm für sparsame Bürogeräte. Eine Kennzeichnung wie etwa bei Kühlgeräten oder Waschmaschinen gibt es für IT-Geräte nicht.

Umweltschützer fordern deshalb ein verbindliches Energiespar-Ranking. Der BUND-Energieexperte Christian Noll: „Green IT ist bis jetzt nicht viel mehr als ein PR-Gag.“ So sieht es auch IZT-Geschäftsführer Rolf Kreibich: „Die Normung der Geräte und die Einführung verbindlicher Energieeffizienzstandards ist von Politik und Industrie regelrecht verschleppt worden.“ Stephanie Kage vom Bundeswirtschaftsministerium erklärte lvergangene Woche auf einer Veranstaltung, Industrie und Verbraucherverbände würden über Mindesteffizienzstandards beraten. Laut Kreibich ist der Staat gefordert: „Allein ordnungspolitische Maßnahmen können ein grundlegendes Umdenken herbeiführen.“

SUSANNE GÖTZE

Cebit: „Green IT“ Halle 8