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Archiv-Artikel

„Der pedantischen unart gipfel“

Die brüder Grimm über den misbrauch groszer buchstaben:

Liebe leserInnen,

die taz erscheint heute in kleinschreibung. Selbstverständlich haben hier nach wie vor die inhalte des geschriebenen priorität vor sprachregelungen. Aber wir möchten die debatte um die rücknahme der rechtschreibreform auch mal um einen konstruktiven beitrag bereichern. Es ist zwar schön, dass sich Springer und Spiegel um die „nachfolgenden generationen“ in Deutschland sorgen: zurückgehen ist aber konservativer kulturkampf, wir gehen lieber nach vorn.

Warum kleinschreibung? Erstens hat sie sich weltweit bewährt. Zweitens ist sie mit sicherheit eine vereinfachung. Schon die brüder Grimm haben den „albernen gebrauch groszer buchstaben“ kritisiert. Die taz machte einen ersten schritt im übrigen bereits am 19. oktober 1982, als sie den titelkopf der seite 1 von „die Tageszeitung“ in das heutige „die tageszeitung“ änderte.

Die kleinschreibung in der heutigen ausgabe ist selbstverständlich nicht kategorisch vorgeschrieben, der anspruch jedes menschen auf seine eigene rechtschreibung bleibt unangetastet.

Wir, die das experiment mitmachen, haben uns aus gründen der besseren lesbarkeit zunächst einmal für die gemäßigte kleinschreibung entschieden: groß geschrieben werden wörter am satzanfang, eigennamen, das geschlechter-I und der begriff Außerparlamentarische Opposition.

Wir hoffen, damit verwirrungen aufzulösen, damit auch anderenorts wieder spielraum für das wesentliche entsteht: die inhalte. Die taz ermuntert daher speziell den Springer verlag sowie Spiegel und FAZ, es doch auch mal mit der gemäßigten kleinschreibung zu versuchen.

PETER UNFRIED

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