: Lieber durch Gärten als auf der Hauptstraße
Planungsbeirat stimmt für Straßenbahnverlängerung nach Huchting und Stuhr auf der Kleinbahn-Trasse
Bremen taz ■ Sie sollten eine von zwei möglichen Trassen auswählen – und keine Grundsatzdebatten über das Für und Wider der Straßenbahnverlängerung in Huchting führen. Gemäß dieser Vorgabe des Bauressorts hat der Planungsbeirat jetzt sein Votum für die weitere Streckenführung der Straßenbahnlinien 1 und 8 nach Mittelshuchting und Stuhr abgegeben: Zwischen der heutigen Endstation Roland-Center und dem Huchtinger Friedhof sollen die Schienen über den Willakedamm und auf der bereits bestehenden Trasse der Bremen-Thedinghauser Eisenbahn (BTE) laufen. Die zweite Variante auf der Kirchhuchtinger Landstraße schnitt deutlich schlechter ab. Vom Friedhof bis zur neuen Endhaltestelle in Mittelshuchting durch die Heinrich-Plett-Allee ist der weitere Verlauf unstrittig.
Im elfköpfigen Planungsbeirat saßen je eine VertreterIn der drei Bürgerschafts- und vier Beiratsfraktionen, der Handelskammer, des Roland-Centers, der Huchtinger Einzelhändler, der Anwohnerinitiative gegen eine Straßenbahn auf der BTE-Trasse sowie des Bau- und des Wirtschaftsressorts. Ausschlag gebend für die Entscheidung des Gremiums waren vor allem praktische Erwägungen. Denn unter städtebaulichen Aspekten hätte die Variante „Tram auf der Kirchhuchtinger Landstraße“ besser abgeschnitten, als die über die BTE-Trasse. Die Stadtteilachse würde gestärkt, Haltestellen wären besser erreichbar, die Akzeptanz der Bevölkerung deshalb höher. Während anderswo aber Geschäftslagen mit Straßenbahnhaltestellen vor der Tür zu den begehrtesten zählen, fürchteten sich die Huchtinger vor Beeinträchtigungen während der Bauzeit mehr als als vor späteren Vorteilen für ihre Läden. Das Kriterium „Einbußen bei der Bauzeit“ drückte zusammen mit niedrigeren Baukosten und kürzerer Bauzeit die BTE-Variante nach vorn.
Musste die SPD die Verlängerung der Linie 4 nach Borgfeld noch gegen die CDU durchboxen, setzte sich CDU-Bausenator Jens Eckhoff beim anstehenden Ausbau der Linien 1 und 8 nach Huchtig und Stuhr jetzt an die Spitze der Bewegung. Er stellte klar, dass es für einen kompletten Verzicht auf die Verlängerung der Gleise, mit dem in Huchting einige liebäugeln, „keinerlei Veranlassung“ gebe. Ab 2008 sollen 16.000 Huchtinger mit der verlängerten Linie 1 „schneller, bequemer und zuverlässiger“ in die Stadt kommen. Das umständliche Umsteigen vom Bus in die Tram am Roland-Center entfalle, die neue Linie werde eine attraktive Alternative zur verstopften B 75 und in Huchting und Bremen zu einer „deutlichen Reduzierung der Verkehrsbelastung“ führen. Laut Planung wird Bremen 2,5 von 25 Millionen Euro Baukosten für die 3,4 Kilometer lange Strecke tragen. Dafür sinken Betriebskosten: An Stelle von acht Bussen wären dann nur noch zwei Straßenbahnen und zwei Busse nötig. Eckhoff will der Bürgerschaft empfehlen, dem Votum des Planungsbeirats zu folgen.
Auch die Verlängerung der Linie 8 ab dem Abzweig vom Huchtinger Friedhof nach Stuhr oder Brinkum, wo die Bahn mit der verlängerten Linie 4 aus Kattenturm zusammenlaufen könnte, befürwortet Eckhoff „nachdrücklich.“ Die Kommunalparlamente beider Gemeinden waren zuletzt in gemeinsamer Sitzung einstimmig für den Ausbau des Tram-Netzes.
Vom jetzigen Ringbussystem in Huchting soll nach der Tram-Verlängerung nur die kurze Verbindung von Mittelshuchting bis Roland-Center bleiben. Die Busse könnten aber weiter über die Kirchhuchtinger Landstraße oder die Hermannsburg bis zum Friedhof fahren, so BSAG-Chef Georg Drechsler. Das Nahverkehrsangebot werde sich mit der Straßenbahn verbessern, betont Eckhoff. „Das muss noch kommuniziert werden.“ A. Simon