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Archiv-Artikel

Andrea Klump gibt Haushaltsführung zu

Ex-RAF-Mitglied legt Teilgeständnis ab: Indirekt war sie an Sprengstoffanschlag auf jüdische Auswanderer beteiligt

Von HEI

STUTTGART dpa/taz ■ Andrea Klump (46) hat gestern vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht überraschend ein Teilgeständnis abgelegt. Sie gab zu, indirekt an einem Sprengstoffanschlag auf eine Reisebus am 23. Dezember 1991 in Ungarn beteiligt gewesen zu sein. Damals war ein mit 25 bis 40 Kilo Sprengstoff beladenes Auto detoniert.

Der Anschlag galt jüdischen Auswanderern aus der ehemaligen Sowjetunion auf dem Weg zum Budapester Flughafen. Sechs Menschen wurden verletzt. Die mit Funkfernzünder gesteuerte Explosion, so die Ermittler, wurde wenige Sekunden zu früh ausgelöst. Die ganze Wucht traf ein Begleitfahrzeug, zwei Polizisten wurden schwer verletzt, vier der Auswanderer erlitten leichtere Verletzungen.

Klump ist seit April wegen Beteiligung an 33fachem Mordversuch angeklagt. Sie soll die Tat mit ihrem 1999 bei einer Polizeikontrolle in Wien erschossenen Lebensgefährten Horst Ludwig Meyer und einem Unbekannten begangen haben. Klump hatte dies bisher bestritten. Zum Prozessauftakt hatte sie gesagt: „Mit dem furchtbaren Anschlag auf sowjetische Juden habe ich nichts zu tun.“ Sie distanzierte sich außerdem von Gewalt gegen Menschen.

Gestern verlas sie eine 15-minütige Erklärung, in der sie wiederum betonte, sie habe den geplanten Anschlag abgelehnt, sich nicht daran beteiligt, jedoch davon gewusst und Meyer logistisch unterstützt, indem sie eine Wohnung angemietet und ihm den Haushalt geführt habe: „Auch wenn ich nur am Rande mit dem Sprengstoffanschlag zu tun hatte, empfinde ich heute Scham über mein Verhalten.“ In der Budapester Wohnung waren durch DNA-Analysen sowohl Spuren von ihr wie von Meyer identifiziert worden.

Klump, 1999 in Wien verhaftet, war im Mai 2000 schon wegen ihrer Beteiligung an einem Anschlag auf einen Nato-Stützpunkt 1988 im spanischen Rota zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Sie stand fälschlicherweise über zehn Jahre lang als aktive Topterroristin der Rote Armee Fraktion (RAF) auf den Fahndungslisten. Tatsächlich lebte sie im Libanon in palästinensischen Flüchtlingslagern. Zu dem nun verhandelten Anschlag in Ungarn ebenso wie zu dem in Spanien hatte sich eine Gruppe „Bewegung für die Befreiung von Jerusalem“ bekannt.

Das Gericht gab gestern den Hinweis, dass Klump möglicherweise nicht wegen Mordversuchs, sondern nur wegen Beihilfe dazu verurteilt werden könne. Das Urteil wird im September erwartet. HEI