: Deutsch mangelhaft
Ausländische Kinder haben es schwer an deutschen Schulen. Sie sind überproportional an der Sonderschule und der Hauptschule vertreten
aus Berlin LAURA MÜLLER
Ausländische Jugendliche haben deutlich geringere Chancen als deutsche: Wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte, besitzen nur vier Prozent aller Schüler auf den Gymnasien einen ausländischen Pass – obwohl die ausländischen Schüler insgesamt einen Anteil von rund zehn Prozent ausmachen.
Dafür sind die ausländischen Jugendlichen überproportional an den Sonderschulen (16 Prozent) und an den Hauptschulen (18 Prozent) vertreten. Knapp 20 Prozent verließen die Schule ohne Abschluss, bei den deutschen Jugendlichen sind es nur 8 Prozent.
An den Hochschulen waren im Wintersemester 2002/2003 11 Prozent Ausländer eingeschrieben. Das entspricht also in etwa ihrem Bevölkerungsanteil. Doch nur 30 Prozent der ausländischen Studenten waren „Bildungsinländer“ und hatten ihre Hochschulzulassung in Deutschland erworben. 70 Prozent waren „Bildungsausländer“.
Diese aktuellen Zahlen bestätigen die Ergebnisse der Pisa-Studie. Sie hatte gezeigt, dass Migrantenkinder im deutschen Bildungswesen massiv benachteiligt werden. Denn viele von ihnen sprechen nicht ausreichend Deutsch. Oder in den Worten des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung: Es gelinge „weniger gut als in den meisten anderen Staaten, Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund beim Erwerb der Verkehrsprache zu unterstützen“.
Allerdings gibt es auch innerhalb der Gruppe der Ausländer markante Unterschiede. So hat das Max-Planck-Institut festgestellt, dass jene Kinder besonders benachteiligt sind, deren Eltern beide aus dem Ausland zugezogen sind. Wurde mindestens ein Elternteil in Deutschland geboren, so besuchen von ihren Kindern mehr als 30 Prozent das Gymnasium. Stammen beide Eltern ursprünglich aus dem Ausland, gehen nur 15 Prozent ihrer Kinder aufs Gymnasium. 50 Prozent dieser Kinder besuchen eine Hauptschule. Diese Jugendlichen erreichten beim Lesen höchstens „die elementare Kompetenzstufe“. Diese Benachteiligung setzt sich in der Arbeitswelt fort, wie die Bertelsmann-Stiftung kürzlich ermittelt hat. Ausländer sind doppelt so häufig wie Deutsche von Arbeitslosigkeit betroffen, dreimal so häufig beziehen sie Sozialhilfe.
Allerdings haben nicht nur ausländische Kinder Probleme. So hat Pisa auch ergeben, dass ein Viertel aller Schüler in Deutschland völlig unzureichende Kenntnisse im Lesen und Schreiben besitzt. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) gab sich daher letzte Woche kämpferisch: Damit wolle sie sich nicht abfinden. Konkrete Projekte nannte sie nicht.