: „… dass ich ein schwuler Amerikaner bin“
James McGreevey, Gouverneur des US-Bundesstaates New Jersey, erklärt seine Homosexualität und seinen Rücktritt
Mein Leben lang habe ich mich mit meiner Identität herumgeschlagen. Als kleines Kind hatte ich oft ein ambivalentes Gefühl zu mir selbst. Aufgrund meiner Traditionen und meiner Gemeinschaft arbeitete ich hart daran sicherzustellen, dass ich als Teil der traditionellen Familie Amerikas akzeptiert wurde.
Doch seit meinen ersten Schultagen bis heute erkannte ich auch einige Gefühle, eine bestimmte Wahrnehmung, die mich von anderen unterschied. Aber wegen meiner Entschlossenheit und auch weil ich glaubte, das Richtige zu tun, zwang ich mich zu dem, was ich für eine akzeptable Realität hielt, eine Realität voll von all den „guten“ und „richtigen“ Dingen des typischen Verhaltens von Jugendlichen und Erwachsenen.
Doch in meinen reflektiertesten – und vielleicht sogar spirituellsten – Momenten begann ich mich zu fragen, was eine akzeptable Realität wirklich für mich bedeutete. Gab es Wirklichkeiten, vor denen ich davonlief? Ich glaube nicht, dass Gott irgendjemanden einfach so foltert. Ich glaube, dass Gott alles im Sinne des großen Guten ins Werk setzt.
Jetzt, in meinem siebenundvierzigsten Lebensjahr, ist es wohl zu spät, um diese Diskussion zu führen. Aber sie ist da, und sie ist jetzt da.
Jeder muss an irgendeinem Punkt seines Lebens tief in seine Seele schauen und seine eigene Wahrheit erkennen, nicht so, wie wir sie sehen wollen oder erhoffen, sondern wie sie ist. Und so ist meine Wahrheit, dass ich ein schwuler Amerikaner bin. Und ich habe die Gnade, in der besten Nation zu leben, mit einer Tradition der bürgerlichen Freiheiten, der größten bürgerlichen Freiheiten auf der ganzen Welt.
Wegen des Schmerzes, des Leids und der Qualen, die ich meiner geliebten Familie zugefügt habe – meinen Eltern, meiner Frau, meinen Freunden –, hätte ich fast lieber, dass dieser Moment einfach vorbeigeht. Aber er geht nicht vorbei und sollte das auch nicht.
Ich bin heute auch hier, weil ich schändlicherweise ein Verhältnis zu einem anderen Mann hatte, das meine ehelichen Bande verletzte. Das war falsch. Es war dumm. Es war unentschuldbar. Ich bitte dafür meine Frau um Vergebung und Gnade.
Ich stelle fest, dass dieses Verhältnis und meine eigene Sexualität, wenn sie weiter geheim bleiben, mich und wichtiger noch das Amt des Gouverneurs verwundbar machen. Ich beseitige diese Drohungen also, indem ich Ihnen direkt von meiner Sexualität berichte.
Für die Arbeit als Gouverneur ist es kein großer Unterschied, dass ich schwul bin. Tatsächlich hätte ich womöglich meinen verfassungsmäßigen Verpflichtungen besser nachkommen können, wenn ich in der Lage gewesen wäre, mit meiner Identität wahrhaftig umzugehen.
Unter den Umständen dieser Affäre aber und ihren vermutlichen Auswirkungen auf meine Familie und meine Fähigkeit zu regieren, habe ich entschieden, dass der richtige Schritt ist, zurückzutreten.
JAMES E. MCGREEVEY