: Die Reform vorgetanzt
Die Komische Oper löst Ballett auf. Das findet sie nicht okay, bringt aber die Opernreform nach vorn. Verträge enden 2004, nur FDP schäumt
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Hat es sich ausgetanzt an der Komischen Oper Berlin? Nach Medienberichten soll das Ballett der Komischen Oper zur Spielzeit 2004/2005 gänzlich aufgelöst werden. Dies habe Intendant Andreas Homoki den 23 Tänzerinnen und Tänzern mitgeteilt. Die bis Juli 2004 befristeten Verträge der Künstler würden nicht mehr verlängert. Bedeutet dies das Ende des Balletts an der Komischen Oper?
Glaubt man den Worten des Opernchefs Per Boye Hansen, ist der Fall weniger dramatisch: Der Senat, so Hansen, habe im Rahmen der Opernstrukturreform beschlossen, die Ballette aus dem Häusern auszugliedern und in eigene GmbHs zu überführen. „Daraufhin hat die Komische Oper die notwendigen Konsequenzen zur Umsetzung der Opernrefom gezogen.“ Dennoch sei die Bühne bestrebt, weiter Ballett und als Schwerpunkt zeitgenössischen Tanz zu präsentieren. Vorauseilender Gehorsam also?
Das von Adolphe Binder geleitete Ballett bestreitet bislang je Spielzeit etwa 30 Aufführungen im Haus in der Behrenstraße. Die Sprecherin der Oper, Sattler, kommentierte den Beschluss zwar so: „Wir bedauern das sehr.“ Doch der Tanz am Abgrund müsse nach 2004 nicht schlussendlich zum Absturz führen. Chorerografien könne es auch nach der Auflösung des Balletts geben, sagte sie der taz.
Die kulturpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Sybille Meister, zeigte sich dagegen empört angesichts der neuesten Meldungen aus der Komischen Oper und um die vorgesehene Opernstrukturreform. Während Kultursenator Thomas Flierl (PDS) etwa den Kulturausschuss per Verzögerungstaktik hinhalte, um angeblich eine sachgerechte Opernstrukturreform zu erreichen, „werden beim Ballett Fakten geschaffen, ohne das Parlament auch nur ansatzweise einzubeziehen“, kritisierte Meister.
Am Dienstag, berichtete Meister, hätten in der Komischen Oper Personalgespräche mit den Ballettänzern über die am Wochenende zugestellte Nichtverlängerung ihrer Verträge stattgefunden. „Das kleine und feine Ballett der Komischen Oper verfügt über ein besonders klares künstlerisches Profil. Dieses Ballett aufzugeben, ist also gerade vor dem Ziel, durch die Opernstrukturreform eine stärkere Profilierung der Häuser zu erreichen, ein großer Fehler und widerspricht auch den bisherigen Äußerungen des Senators“, sagte die Kulturexpertin der FDP. Flierl müsse erklären, wohin die Reise der Berliner Opernlandschaft geht. Aber hat er das nicht schon?