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Archiv-Artikel

Die DDR war lächerlich, nicht lustig

betr.: „Zonengabi und Ampelmännchen“ (Die DDR-Show), taz vom 5. 9. 03

Diese Zonenshows sind das Allerletzte. Enttäuschend, dass auch Frau Saß sich nicht zu schade für diese Jugendverdummung ist.

[…] Was wissen Witt, Maske, Schulz und Co. denn vom DDR-Alltag? Diese Leute lebten doch in einer Sonderwelt. Die DDR war als solche zwar oft lächerlich, aber nie lustig. Wenn man auch als nicht angepasster, kritischer Mensch in diesem „Land“ Lebensfreude haben konnte, dann trotz dieses Staates, obwohl man dort leben musste, nicht wegen ihm.

Wer etwas erfahren möchte über dieses Gebilde und trotzdem lachen, der lese „Helden wie wir“ oder schaue „Sonnenallee“. Bei allen künstlerischen Überzogenheiten vermitteln diese Werke 100-mal mehr Wahrheit als diese TV-Kronzeugen. Da könnte man auch Leni Riefenstahl, Johannes Heesters und Max Schmeling über das Dritte Reich befragen, untermalt mit Ausschnitten aus dem „Wunschkonzert“.

Das Ganze wäre vielleicht halb so schlimm, wenn RTL mit seinen Geschmacklosigkeiten alleine bliebe und die gebührenfinanzierten Anstalten nicht meinten, unbedingt nachziehen zu müssen. Dann lieber zum 1.000sten Mal James Bond, am besten die aus den 60ern. Wer diese für eine realistische Darstellung des Agentenjobs hält, der darf dann auch glauben, was Witt & Co. so erzählen. RALF ANSORGE, Rostock