: Der Ball ist am Tor
Auf dem Pariser Platz wird heute ein begehbarer Fußball eröffnet. Die Riesenkugel stimmt auf die WM 2006 ein
1.000 Tage vor dem Anpfiff zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland sich deren Hauptdarsteller vor dem Brandenburger Tor unübersehbar in Szene gesetzt: der Ball. 15 Meter hoch ist der Fußballglobus aus 60 Tonnen Stahl. Am Tag zeigt sich seine Außenhaut als Fußball, nachts verwandelt sich das begehbare Kunstwerk von André Heller in eine blau leuchtende Weltkugel. Bis 2006 tourt die Kugel durch alle 12 WM-Städte in Deutschland.
Franz Beckenbauer wird als Präsident des WM-Organisationskomitees zusammen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, Innenminister Otto Schily und Fifa-Präsident Sepp Blatter den Fußballglobus heute Abend einweihen – unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Knapp zwei Monate steht dann der Ball auf dem Pariser Platz. Nach Berlin ist Frankfurt am Main zur Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen im Dezember die zweite Station.
Im Inneren des Fußballs soll modernste Computer- und Internettechnik Gänsehaut-Atmosphäre erzeugen. Die Faszination Fußball beginnt für die Fans schon beim Einstieg in den Globus. Während sie über eine Treppe hinaufsteigen, brandet von oben Torjubel oder ein wütendes Pfeifkonzert herab. In matt schimmernden Glaskästen leuchten Reliquien aus der Welt des Fußballs. Ein Originalschuh von Real Madrids neuem Superstar David Beckham ist zu sehen, die Bälle der Endspiele von Bern 1954 und München 1974, die WM-Trophäen. Auch ausgestellt ist der aus Lumpen zusammengebundene Ball aus der Zeit kurz nach Kriegsende, den der Bundeskanzler bei der erfolgreichen deutschen WM-Bewerbung an Fifa-Chef Blatter aushändigte.
Auf dem Weg nach oben wird der Stadionlärm immer lauter, immer rauschender. Rundherum, in den Wänden des „Weltvernetzungsraums“ im obersten Teil der Fußball-Weltkugel, werden die skurrilsten Szenen von WM-Turnieren gezeigt. Die umstrittensten Schiedsrichterentscheidungen sind abzurufen, Wetten über den Ausgang früherer WM-Spiele können riskiert werden, Stadien können betrachtet und die Tänze und Gesänge der Fans aus aller Welt gehört werden.
Abends im beleuchteten Globus sollen Künstler, Literaten, Schauspieler und Politiker, aber natürlich auch Fußballstars Lesungen über Fußball halten und miteinander diskutieren. Die erste der Diskussionsrunden findet am Sonntagabend statt. Zu Gast: der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, und der Tagesspiegel-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. DPA