vorlauf
: Ein Luxuspopo in der Mongolei

„Julia Roberts – Die Schöne und das Pferd“

(16.15 Uhr, ZDF)

Dass es in der Steppe keine Toiletten gibt, hätte Julia Roberts nicht gedacht. Wahrscheinlich hätte sie es sich sonst noch mal überlegt, ob sie wirklich bei einer Nomadenfamilie leben möchte.

So fährt Frau Roberts ganz unbefangen los. „Drei Wochen ohne Dusche und Einkaufscenter“, brüstet sie sich zu Anfang. Doch wo ist das Klo? Als sie Mongolenkinder in die Prärie pullern sieht, dämmert es.

Warum sich die derzeit bestverdienendste Hollywoodnase der Welt das antut? Nun, sie ist eine große Pferdenärrin. Und deshalb bringt sie der britische Regisseur Nigel Cole zu den Wurzeln der Reitkunst. Vor 4.000 Jahren kamen in der heutigen Mongolei die Menschen auf das Pferd.

Die Pferdezüchter nehmen die berühmte Filmschauspielerin aus reiner Gastfreundschaft auf. Dass ihr Besuch ein gefeierter Star ist, dürfte ihnen – da sie weder Fernseher noch Kino besitzen – ziemlich schnuppe sein. Frau Roberts hat Glück, dass die Mongolen außerdem Buddhisten sind. In einem muslimischen Land käme ihr lautes Gelache und Geflirte mit den Männern nicht so gut an.

In erster Linie ist sie – ganz amerikanische Filmschauspielerin – darauf bedacht, vor der Kamera eine gute Figur zu machen. Doch die Natur zwingt sie schnell, sich weniger ums Aussehen, als um ihre frierenden Glieder zu kümmern.

Und so kann sie sich doch noch auf das Leben der Nomaden einlassen. Wegen der ständigen Kälte trägt sie bald eine einheimische Tracht und lernt Stuten zu melken, ohne deren vitaminreiche Milch man in der früchte- und gemüselosen Steppe nicht überleben könnte.

Sie hält durch, auch wenn der Trip für ihren Luxuspopo alles andere als ein gemütlicher Ausflug auf den Ponyhof ist.

Die Mischung aus landeskundlicher Dokumentation und Promigucken ist für den Zuschauer genauso neu, wie für Frau Roberts das Nomadenleben. Doch so, wie sich Julia Roberts bei der mongolischen Gastfamilie schnell heimisch und glücklich fühlt, sind auch wir es. Zumal unser komfortables Innen-WC nur wenige Meter entfernt steht. SILVIA HELBIG