: Die Liste des Grauens
Lasst Barry Manilow in Frieden! Der ist okay. Nicht okay: das Schlimmste der 60er-, 70er-, 80er- und 90er-Jahre
Ein Einkaufszentrum in Neuseeland hat sich jetzt etwas Bahnbrechendes ausgedacht, um pöbelnde Jugendliche abzuschrecken: die Beschallung mit Barry-Manilow-Songs. Das soll alle Probleme mit Drogen, Lärmerei und Graffiti lösen, weil die Musik, so der Sprecher der Geschäftsleute in Christchurch, für ein positives Umfeld sorgen kann. Oder weil „Mandy“ jeden sofort vertreibt? Ähnliche Versuche gibt es auch in Hamburg – nur mit Mozart statt Manilow.
Auch Sie können auf ganz einfache Art und Weise alle und jeden abschrecken, mit den 16 schlechtesten Songs aller Zeiten:
1. Starship: „We Built This City“. Da kommt die Textzeile „Someone always playing corporation games/ Who cares they’re always changing corporation names“ von einer Firma, die ihren eigenen Namen von Jefferson Airplane stufenweise zu Starship verstümmelte. Das verlogenste Stück Musik ever.
2. Phil Collins: „Another Day In Paradise“. Besonders beliebt bei Radiostationen, die Flächenländer beschallen. Es geht um eine Obdachlose, der nichts gegeben wird. Der Soundtrack zur Notlüge: „Ich habe leider gerade kein Kleingeld…“
3. Bobby McFerrin: „Don’t Worry, Be Happy“. Besonders hohes Aggressionspotenzial. Niemand – schon gar niemand, der mit den Fingern schnippt und eine Sesamstraße-Melo- die pfeift – sollte uns sagen, wann wir glücklich zu sein haben!
4. Crashtest Dummies: „Mmm Mmm Mmm Mmm“. Mit Lauten, die man sonst nur von Alpakas im Streichelzoo kennt, und einer Stimme wie aus dem Blecheimer wird eine sozialkritisch-traurige Geschichte erzählt. Offen bleibt dabei, was das „Mmm“ eigentlich bedeuten soll. Besorgnis? Tiefe? Anteilnahme? Irgendwas?
5. 4 Non blondes: „What’s Up“. Die weibliche Version von „Don’t Worry Be Happy“. Ungewaschen gegrunged wird es auch nicht weniger aufdringlich.
6. Celine Dion: „My Heart Will Go On“. Tut es eben nicht, irgendwann muss ja mal gut sein.
7. The Cornells: „74/75“. Manche Momente im Leben gehen vorbei. Manchmal ist das gut so. 1974 und 1975 sind vorbei. Das ist gut so.
8. Pet Shop Boys: „Go West“. Wird gerne zu Sportveranstaltungen in Massen gegrölt. Und wäre dabei schon als Instrumentalversion unerträglich. Wenn man immer weiter nach Westen geht, dann landet man doch wieder im Osten.
9. Gipsy Kings: „Baila Me“. Immer wenn etwas mediterranes Lebensgefühl in fies dekorierte Cocktail-Kneipen gebracht werden soll, muss dieses Lied die Stimmung retten.
10. Ton Steine Scherben: „Macht kaputt was euch kapput macht“. Stell dir vor, jemand kloppt Sponti-Sprüche – und keiner hört hin!
11. Europe: „Final Countdown“. Diese Frisuren! Dieses Cover! Diese Synthie-Fanfare!
12. Opus: „Life Is Life“. Nanananana? Nehnehnehneh.
13. Rednex: „Cotton Eye Joe“. Schlimmer Ohrwurm, der nur untergehakt und im Kreis wirbelnd erträglich ist, was wiederum unerträglich ist.
14. The Scorpions: „Wind Of Change“. So schlecht, dass es schon wieder schlecht ist.
15. Mick Jagger & David Bowie: „Dancing In The Streets“.
16. Beatles: „Hey Jude“. Ist islamophob! Und sexistisch!
Lesen Sie morgen auch das 24-seitige taz-Special zum Thema…
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