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Archiv-Artikel

600.000 Arbeitslose in 1-Euro-Jobs

Jeder fünfte Langzeitarbeitslose soll etwas dazuverdienen können, so wünscht es Clement. Wirtschaftsexperten: Damit wird nur die „Sozialhilfekarriere“ gefördert

BERLIN afp ■ Die Bundesregierung will künftig jeden fünften Langzeitarbeitslosen mit einem so genannten Ein-Euro-Job beschäftigen. „Ich rechne mit einer erheblichen Verstärkung öffentlicher Arbeitsgelegenheiten, vielleicht auf 20 Prozent der heutigen Langzeitarbeitslosen, das wären mindestens 600.000“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) der Welt.

Die Arbeitslosen könnten durch die Verpflichtung, ein bis zwei Euro pro Stunde hinzuzuverdienen, zusammen mit der Grundsicherung ein Nettoeinkommen zwischen 850 und 1.000 Euro pro Monat erzielen, sagte Clement weiter. Er zeigte sich überzeugt, dass in den kommenden Jahren eine deutliche Verbesserung am Arbeitsmarkt erreicht werden könne. Für 2004 erwartet Clement im Jahresdurchschnitt 4,36 Millionen Arbeitslose.

Auch Bundeskanzler Schröder (SPD) betonte, über Arbeitsgelegenheiten wie die Ein-Euro-Jobs müsse Zugang in den ersten Arbeitsmarkt gefunden werden. Für diese und andere Maßnahmen stünden „erhebliche Finanzmittel“ zur Verfügung, die größtenteils in den Osten fließen würden, sagte Schröder in Berlin. 2005 stünden fast zehn Milliarden Euro für Eingliederungsmaßnahmen zu Verfügung. Davon gingen knapp 42 Prozent in den Osten. Um Arbeitsgelegenheiten zu schaffen, sei die Zusammenarbeit mit Kommunen und Sozialverbänden sehr wichtig, betonte Schröder.

Ein allein Stehender mit einer gemeinnützigen Vollzeittätigkeit für zwei Euro Stundenlohn komme auf insgesamt 1.000 Euro im Monat, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft. Dies sei mehr, als eine Kassiererin im Osten netto verdiene. „Hartz IV plus Zulage fördert somit die Sozialhilfekarrieren, statt sie zu beseitigen.“