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Archiv-Artikel

Tafeln bedürftig

Einige der Lebensmittel-Tafeln in Norddeutschland leiden unter Spendenrückgang. Gleichzeitig steigt die Nachfrage

Wenn donnerstags vor dem Laden knapp 110 Leute Schlange stehen, ist Manfred Mahlke zur Stelle. Dann bekommen die Wartenden das, was gerade da ist. Oft Brot, Milch, Wurst und Käse, auch mal Süßigkeiten, je nachdem, was die Supermärkte gespendet haben. Manfred Mahlke arbeitet ehrenamtlich bei der Tafel Bad Pyrmont in Niedersachsen. Doch seit vier Wochen läuft es nicht mehr ganz rund. „Die Spenden sind rückläufig“, erzählt er.

In Hamburg sind die Spendeneinnahmen der Tafel um ein Drittel eingebrochen, bei der Kaltenkirchener Tafel in Schleswig-Holstein gehen ebenfalls weniger Lebensmittel ein. „Wegen des großen Wettbewerbs kalkulieren die Firmen ihre Bestände knapper“, sagt die Vorsitzende Dagmar Beese. Zudem seien die Hygienebestimmungen der Firmen inzwischen so strikt, dass viele Produkte nicht mehr gespendet würden, wenn das Haltbarkeitsdatum fast abgelaufen sei. Gleichzeitig steige die Nachfrage bei ihnen deutlich. Immer mehr Menschen seien auf die Tafeln angewiesen, so Beese, derzeit seien es in Kaltenkirchen knapp 100. 30 Mitarbeiter verteilen dann Lebensmittel unter den Bedürftigen, die sich mit ihrer ALG II- Bescheinigung oder einem Rentenbescheid ausgewiesen haben. „Wenn mehr Leute kommen, gibt es kleinere Portionen“, erzählt Beese.

„Das Spendenaufkommen variiert regional stark“, erklärt Anke Assig, Pressesprecherin vom Bundesverband Deutsche Tafel. Dass die Spenden insgesamt zurückgingen, könne der Bundesverband zumindest jetzt noch nicht feststellen. „Die Spenden steigen, aber in einer geringeren Geschwindigkeit als die Nachfrage, daher kommt es in manchen Fällen zu Engpässen.“

Dass in den letzten zwei Jahren knapp 200 neue Tafeln dazugekommen seien, zeige den steigenden Bedarf, sagt Assig. Was, positiv gesprochen, gleichzeitig bedeute, dass die Spendenlage es erlaube, viele neue Tafeln entstehen zu lassen. „Aber wenn in Zukunft viele Arbeitsplätze wegfallen, kann die Nachfrage bei den Tafeln noch steigen“, räumt Assig ein. JONAS JANSEN