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Archiv-Artikel

Noch mehr Geiseln in der Hand der Farc

In Kolumbien sind acht junge ausländische Touristen entführt worden, darunter auch ein Deutscher

BUENOS AIRES taz ■ In Kolumbien sind acht Touristen, darunter ein Deutscher, möglicherweise von Farc-Guerilleros entführt worden. Nach Polizeiangaben waren die acht auf einer Exkursion unterwegs zu der präkolonialen Stadt Ciudad Perdida, nahe der kolumbianischen Karibikküste. Dort wurden sie möglicherweise von Rebellen der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) aufgehalten und verschleppt. Indígenas der Region hätten die Entführung beobachtet und die Täter als Farc-Guerilleros identifiziert, teilten die Behörden mit.

Unter den Entführten befinden sich neben einem Deutschen auch zwei Briten, vier Israelis und ein Spanier. Nach Angaben der in Bogotá erscheinende Tageszeitung El Tiempo seien zunächst 15 Touristen entführt worden, sieben von ihnen jedoch bereits wieder freigelassen.

Die Region südlich der Küstenstadt Santa Marta, rund 1.000 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogotá, ist umkämpftes Gebiet. Die linksgerichtete Farc-Guerilla und die rechtsextremen Paramilitärs streiten dort um die Vorherrschaft. In der Gegend werden sowohl Kokapflanzen angebaut als auch Klatschmohn, der Grundstoff für Heroin. Auch vermuten die Behörden dort zahlreiche Drogenlabore.

Der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe ordnete den Sicherheitskräften an, die Entführten zu befreien. 1.500 Soldaten haben sich auf die Suche nach den Entführern begeben, am Sonntag unterstützt durch neun Hubschrauber und ein Flugzeug.

In keinem anderen Land der Welt werden so viele Menschen entführt wie in Kolumbien. Die Täter sind gewöhnliche Kriminelle und die im Land operierenden Guerillaorganisationen. Derzeit sind 3.400 Menschen in Kolumbien in der Hand von Kidnappern. Nach Angaben der Stiftung País Libre, die sich für Entführungsopfer einsetzt, seien seit Anfang des Jahres in Kolumbien etwa 800 Menschen gekidnappt worden.

Die Farc wollen etwa 60 Geiseln, darunter auch die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die seit mehr als eineinhalb Jahren in ihrer Hand ist, gegen in den Gefängnissen inhaftierte Guerilleros austauschen. Dies wird von Präsident Uribe allerdings abgelehnt. INGO MALCHER